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Manuel Gelsen
 
Systemisches Glossar

Hier erfährst du von A bis Z alles über Systemisches Wissen

Stärken

Stärken sind nicht feste Eigen­schaften, son­dern wer­den eher als Fähigkeit­en, Hal­tun­gen oder Ver­hal­tensweisen in bes­timmten Sit­u­a­tio­nen als hil­fre­ich und wirk­sam erlebt. Sie sind das Gegen­teil von Schwächen. Was als Stärke wahrgenom­men wird, hängt immer vom Kon­text ab – und davon, wie du selb­st oder andere es bew­erten.

Ein Ver­hal­ten wie „Zurück­hal­tung“ kann in einem Umfeld als Beson­nen­heit geschätzt wer­den – in einem anderen aber als Unsicher­heit. Eben­so kann Durch­set­zungsver­mö­gen je nach Sit­u­a­tion als Klarheit oder als Dom­i­nanz wahrgenom­men wer­den. Das zeigt: Stärken sind rel­a­tiv und kon­textab­hängig, sie entste­hen in Beziehung zur Umge­bung, zu anderen Men­schen und zur jew­eili­gen Sit­u­a­tion.

Stärken sind nicht schwarz / weiß, son­dern bess­er auf ein­er Skala darstell­bar. Du kannst dich zum Beispiel fra­gen: Wie stark zeigt sich eine bes­timmte Fähigkeit – von 0 bis 10?

Ein „mehr ist bess­er“ gilt nicht. Es gibt Sit­u­a­tio­nen, in denen es bess­er ist, die Eigen­schaft nur schwach aus­geprägt zu haben und andere, in denen eine starke Aus­prä­gung sin­nvoll ist.

Jede Stärke kann über- oder unter­dosiert sein. Ein “zu viel” hat sehr viele neg­a­tive Auswirkun­gen, ein “zu wenig” genau so . Ein zu viel an Empathie kann dazu führen, dass du dich selb­st aus dem Blick ver­lierst. Ein Zuwenig an Klarheit kann bedeuten, dass du deine Gren­zen nicht deut­lich machst. Ziel ist nicht, auf jed­er Skala den Höchst­wert zu erre­ichen – son­dern einen Bere­ich in der Mitte zu find­en, in dem die Stärke für dich und dein Umfeld stim­mig ist.

Das Anpassen und Weit­er­en­twick­eln von Stärken ist immer mit Verän­derun­gen ver­bun­den. Wenn du eine bes­timmte Fähigkeit stärk­er entwick­elst, kann sich das auf andere Bere­iche auswirken – pos­i­tiv oder her­aus­fordernd. Es geht daher nicht um Per­fek­tion, son­dern um ein bewusstes Beobacht­en, Aus­pro­bieren und Bal­ancieren.

So kön­nen Stärken zu etwas wer­den, das dich in deinem All­t­ag und in Beziehun­gen wirk­lich unter­stützt – nicht indem du etwas „bess­er machst“, son­dern indem du bewusster damit umgehst.

Hier ist eine Skala für die Eigen­schaft “Ord­nung”. Im linken Bere­ich existiert Chaos, man ist sehr gut darin, in neuem Kon­text zurechtzukom­men, Struk­turen bedeuten max­i­male Über­forderung. Im recht­en Bere­ich ist diese max­i­mal vorhan­den — Verän­derun­gen bedeuten jedoch max­i­male Über­forderung. Welche Aus­prä­gung am Besten ist, ist jedoch Kon­textab­hängig. Meist sind mit­tige Aus­prä­gun­gen am Besten, da man leicht zwis­chen den bei­den Polen hin- und her­wech­seln kann.

Stärken und was dahintersteckt

In der fol­gen­den Über­sicht find­est du typ­is­che Stärken, die ver­bor­ge­nen Eigen­schaften, aus denen sie entste­hen kön­nen – und auch, welche Schwächen damit ein­herge­hen kön­nen, wenn die Aus­prä­gung zu stark oder zu schwach wird. So wird deut­lich: Auch Stärken sind rela­tion­al und skalier­bar – ihre Wirk­samkeit entste­ht erst in Bezug auf Sit­u­a­tion, Umfeld und Beziehung.

Kommunikative Stärken

StärkeVer­bor­gene Eigen­schaft / Bedürf­nisStärke zu über­dosiert
Kom­mu­nika­tions­freudeBedürf­nis nach VerbindungRedet zu viel, unter­bricht andere
Zuhör­fähigkeitRück­halt, Offen­heitSchweigsam, pas­siv
Bild­hafte SpracheKreativ­ität, Assozi­a­tions­fähigkeitUnklare Aus­sagen
Deut­lichkeitKlarheit, Abgren­zungVer­let­zende Direk­theit
Humor & IronieLeichtigkeit, Schnel­ligkeitSarkas­mus, Dis­tanzierung
Ver­mit­tlungs­fähigkeitEmpathie, ÜberblickKon­flik­tscheue, Har­moniesucht
Vielschichtigkeit im Aus­druckDif­feren­zierungswilleVerzettelung, Unver­ständlichkeit

Kognitive & analytische Stärken

StärkeVer­bor­gene Eigen­schaft / Bedürf­nisStärke zu über­dosiert
Ideen­re­ich­tumKreatives DenkenVerzettelung, Chaos
GründlichkeitTiefe, Reflex­ionLangsame Auf­fas­sung, Block­ade
Sys­temis­ches DenkenKom­plex­itäts­be­wusst­seinÜber­forderung durch Kom­plex­ität
Prob­lem­be­wusst­seinVor­sicht, Ver­ant­wortlichkeitPes­simis­mus, Hand­lung­shem­mung
Struk­turierungs­fähigkeitKlarheits­bedürf­nisStarrheit, fehlende Flex­i­bil­ität
FokusZielo­ri­en­tierungTun­nel­blick

Emotionale & soziale Stärken

StärkeVer­bor­gene Eigen­schaft / Bedürf­nisStärke zu über­dosiert
EmpathieOffen­heit, Fein­füh­ligkeitVer­lust der eige­nen Gren­zen
Selb­stschutzSen­si­bil­itätRück­zug, Iso­la­tion
Feinge­fühlWach­samkeit, Aufmerk­samkeitÜber­an­pas­sung, Über­forderung
Loy­al­itätBindung, Ver­lässlichkeitKlam­mern, Eifer­sucht
Abgren­zungs­fähigkeitSelb­st­wahrnehmungKüh­le, Dis­tanziertheit
Nähe­fähigkeitOffen­heitVere­in­nah­mung, fehlende Dis­tanz
Reflex­ions­fähigkeitSelb­st­bezug, TiefeSelb­stzweifel, Grü­belei

Praktische & organisatorische Stärken

StärkeVer­bor­gene Eigen­schaft / Bedürf­nisStärke zu über­dosiert
Flex­i­bil­itätAnpas­sungs­fähigkeitPlan­losigkeit, Ori­en­tierungslosigkeit
Spon­tan­itätGegen­warts­bezugUnpünk­tlichkeit, Chaos
Pla­nungssicher­heitStruk­tur, ÜberblickKon­trol­lzwang, Starrheit
Mul­ti­task­ingEnergie, Offen­heitOber­fläch­lichkeit, Über­forderung
Zielo­ri­en­tierungKlarheit, Rich­tungVer­bis­senheit, Tun­nel­blick
GenauigkeitQual­ität­sanspruchPer­fek­tion­is­mus, Entschei­dungs­block­aden
Selb­stor­gan­i­sa­tionAutonomie, Ord­nungKon­trol­lver­lust bei Störung

Kreative & gestalterische Stärken

StärkeVer­bor­gene Eigen­schaft / Bedürf­nisStärke zu über­dosiert
Vorstel­lungskraftImag­i­na­tion, WeiteReal­itäts­ferne
Inno­va­tions­freudeMut, Verän­derungswilleAktion­is­mus, Ideen ohne Umset­zung
Flex­i­bles DenkenBeweglichkeit, Offen­heitWider­sprüch­lichkeit, Sprung­haftigkeit
Impro­vi­sa­tion­stal­entReak­tions­fähigkeitMan­gel an Verbindlichkeit
Ästhetis­ches Empfind­enSinn für Schön­heitOber­fläch­lichkeit, Ablehnung von Funk­tion­al­ität

Persönliche Haltungen & Wertekonflikte

StärkeVer­bor­gene Eigen­schaft / Bedürf­nisStärke zu über­dosiert
Selb­stver­trauenSelb­st­be­wusst­seinArro­ganz, Über­he­blichkeit
Qual­itäts­be­wusst­seinAnspruch, Präzi­sionPer­fek­tion­is­mus
BedachtheitVer­ant­wor­tung, TiefeEntschei­dungss­chwäche
Selb­stre­flex­ionLern­bere­itschaftGrü­beln, Unsicher­heit
Stand­haftigkeitTreue, BeständigkeitStarrsinn
Klarheit in WertenIntegrität, Ori­en­tierungIntol­er­anz, Dog­ma­tismus
Mut zur Verän­derungEntwick­lungs­drangUnruhe, dauernde Unzufrieden­heit

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