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Manuel Gelsen
 
Systemisches Glossar

Hier erfährst du von A bis Z alles über Systemisches Wissen

Schwächen

Schwächen sind – genau wie Stärken – keine fes­ten Eigen­schaften. Sie wer­den als Fähigkeit­en, Hal­tun­gen oder Ver­hal­tensweisen ver­standen, die in bes­timmten Sit­u­a­tio­nen weniger hil­fre­ich, störend oder ein­schränk­end wirken. Oft sind Schwächen die Kehr­seite ein­er Stärke – nur eben in einem bes­timmten Kon­text oder in ein­er bes­timmten Aus­prä­gung.

Was als Schwäche wahrgenom­men wird, hängt stark davon ab, wer beurteilt, aus welch­er Per­spek­tive und in welch­er Sit­u­a­tion. Zurück­hal­tung kann etwa als Unsicher­heit bew­ertet wer­den – oder als reflek­tiertes Abwarten. Lautes Auftreten kann als unan­genehm erlebt wer­den – oder als Aus­druck von Selb­st­be­wusst­sein. Auch Schwächen sind also rel­a­tiv und kon­textab­hängig.

Ziel ist es nicht, Schwächen „wegzu­machen“, son­dern sie in ihrer Funk­tion und Bedeu­tung zu ver­ste­hen. Es geht darum zu erken­nen, wann und wo ein bes­timmtes Ver­hal­ten als hin­der­lich wirkt – und ob es Möglichkeit­en gibt, es bewusst zu verän­dern oder anders zu nutzen.

Schwächen lassen sich – wie Stärken – auf ein­er Skala darstellen:
Wie stark zeigt sich ein bes­timmtes Ver­hal­ten oder eine bes­timmte Schwierigkeit – von 0 bis 10?
Auch hier gilt: Ein Zuviel kann prob­lema­tisch sein, ein Zuwenig eben­falls. Eine geringe Kon­flik­t­fähigkeit kann dazu führen, dass du dich schnell anpasst – ein Über­maß kann wiederum Beziehun­gen belas­ten.

Wichtig ist: Schwächen sind nicht neg­a­tiv — wir definieren diese nur so. In der Ver­gan­gen­heit war das mal deine best­mögliche Strate­gie, also eine Stärke — deswe­gen ver­wen­d­est du diese jet­zt. Eventuell passt es jedoch nicht mehr in die Gegen­wart. Du kannst ler­nen, mit ihnen bewusster umzuge­hen, sie zu reflek­tieren und mit anderen Fähigkeit­en in Bal­ance zu brin­gen.

Es geht es nicht darum, Schwächen zu ver­mei­den oder zu ver­steck­en, son­dern sie in Bewe­gung zu brin­gen / bei­de Aus­prä­gun­gen leben zu kön­nen: Was soll sich verän­dern? Was darf bleiben? Und was brauchst du dafür?

Eigen­schaften lassen sich immer auf ein­er Skala darstellen, Schwächen genau­so. Je nach posi­tion hat das gewisse pos­i­tive- Auswirkun­gen. Wenn etwas zu extrem ist — zu viel- oder zu wenig vorhan­den — dann wird es meist als stark neg­a­tiv wahrgenom­men.

Schwächen und was dahintersteckt

Die fol­gende Über­sicht zeigt typ­is­che Schwächen in ver­schiede­nen Bere­ichen, ihre möglichen ver­bor­ge­nen Eigen­schaften – und welche Stärken sich daraus in einem anderen Kon­text zeigen kön­nen. So wird sicht­bar: Schwächen sind nicht das Gegen­teil von Stärken, son­dern oft nur ihre Über- oder Unter­dosierung.

Kommunikative Schwächen

SchwächeVer­bor­genes Bedürf­nis /EigenschaftMögliche Stärke
Redet zu viel / unter­bricht andereBedürf­nis nach Aus­druckKom­mu­nika­tions­freude
Schweigsam / wenig mit­teil­samVor­sicht, Intro­ver­sionZuhör­fähigkeit, Reflex­ion
Schwierigkeit, sich klar auszu­drück­enKom­plex­es DenkenKreativ­ität, Dif­feren­ziertheit
Scheut offene Kon­flik­teHar­moniebedürf­nisEmpathie, Ver­mit­tlung
Neigt zu Ironie oder Sarkas­musSelb­stschutz, Schnel­ligkeitSchlagfer­tigkeit
Schw­er zugänglich für andereAbgren­zung, Intro­ver­sionEigen­ständigkeit
Unklare oder vage Aus­sagenVielschichtigkeitPer­spek­tiven­vielfalt

Kognitive & analytische Schwächen

SchwächeDahin­ter­ste­hen­des Bedürf­nis / Eigen­schaftVer­steck­te Stärke
Unstruk­turi­ert / chao­tisch im DenkenKreatives DenkenIdeen­vielfalt
Verzettelt sich schnellNeugi­er, Offen­heitViel­seit­igkeit
Langsame Auf­fas­sungs­gabeSorgfalt, TiefeGründlichkeit
Schwierigkeit­en mit kom­plex­en Inhal­tenBedürf­nis nach KlarheitVere­in­fachung, Struk­tur
Über­analysiert („Paral­yse durch Analyse“)Reflex­iv­itätProb­lem­be­wusst­sein
Tun­nel­blickFokusZielo­ri­en­tierung

Emotionale & soziale Schwächen

SchwächeDahin­ter­ste­hen­des Bedürf­nis / Eigen­schaftVer­steck­te Stärke
Schnell ver­let­zt / empfind­lichFein­füh­ligkeitEmpathie, emo­tionale Tiefe
Geringe Frus­tra­tionstol­er­anzWun­sch nach Wirk­samkeitZiel­stre­bigkeit
Unsich­er im Umgang mit anderenSelb­stschutz, Sen­si­bil­itätRück­sicht­nahme
Schwierigkeit­en mit Nähe oder Dis­tanzSchutzbedürf­nisGren­zen set­zen
Mis­strauisch oder reserviertBedürf­nis nach Sicher­heitReal­is­mus, Vor­sicht
Neigt zu Über­an­pas­sungWun­sch nach Zuge­hörigkeitAnpas­sungs­fähigkeit
Schnell eifer­süchtig oder nei­dischWun­sch nach WertschätzungLei­den­schaft, Selb­stre­flex­ion

Kreative & gestalterische Schwächen

SchwächeDahin­ter­ste­hen­des Bedürf­nis / Eigen­schaftVer­steck­te Stärke
Fehlende Vorstel­lungskraftReal­itäts­bezugPrag­ma­tismus
Angst vor neuen IdeenSicher­heits­bedürf­nisRisikobe­wusst­sein
Star­res Denken / wenig flex­i­belKlarheit, Ori­en­tierungVer­lässlichkeit
Geringe Impro­vi­sa­tions­fähigkeitWun­sch nach Struk­turPla­nungssicher­heit
Man­gel an ästhetis­chem Feinge­fühlFokus auf Funk­tionZweck­o­ri­en­tierung

Praktische & organisatorische Schwächen

SchwächeDahin­ter­ste­hen­des Bedürf­nis / Eigen­schaftVer­steck­te Stärke
Unpünk­tlichkeitZeit­ge­fühl, Gegen­warts­fokusSpon­tan­ität
Fehlende Zielo­ri­en­tierungOffen­heit für ProzessKreativ­ität, Neugi­er
Schwach­es Zeit­man­age­mentBedürf­nis nach FreiraumFlex­i­bil­ität
Auf­schieberi­tis (Prokrasti­na­tion)Per­fek­tion­sanspruchGründlichkeit, Genauigkeit
Schwierigkeit­en mit Pri­or­itätenLeichte Begeis­terungs­fähigkeitOffen­heit
Unzu­ver­läs­sigkeitSelb­stschutz, Über­forderungFrei­heitssinn
Man­gel­nde Selb­stor­gan­i­sa­tionImpro­vi­sa­tion­slustAgilität, Anpas­sungs­fähigkeit

Persönliche Haltungen & Wertekonflikte

SchwächeDahin­ter­ste­hen­des Bedürf­nis / Eigen­schaftVer­steck­te Stärke
Geringes Selb­stver­trauenReflex­iv­ität, Selb­stschutzLern­bere­itschaft
Per­fek­tion­is­musHoher Qual­ität­sanspruchSorgfalt
Entschei­dungss­chwächeDif­feren­ziertheitBedachtheit
Man­gel­nde Selb­stre­flex­ionSchutz vor Über­forderungHand­lung­sori­en­tierung
Starrsinn / geringe Lern­bere­itschaftSta­bil­itäts­bedürf­nisStand­haftigkeit
Kon­flik­tscheueHar­moniebedürf­nisDiplo­matie, Empathie
Selb­stzweifel / Selb­stsab­o­tageSen­si­bil­itätSelb­stre­flex­ions­fähigkeit, Tief­gang
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