Manuel Gelsen

Menschlich kommunizieren
Gewaltfreie Kommunikation — eine Einführung

Gewalt­freie Kom­mu­nika­tion wird oft missver­standen und als naiv abge­tan. Dabei geht es nicht nur um “nette” Worte, son­dern darum, ehrlich und ein­fühlsam zu kom­mu­nizieren. Und nicht ver­bal anzu­greifen und zu gewin­nen. Viel Unwis­sen hält uns davon ab, diese effek­tive Meth­ode zu nutzen, um Kon­flik­te zu lösen und echte Verbindun­gen aufzubauen.

Beitrag erstellt: 7.8.2024 | Zuletzt modifiziert: 19.9.2024

Ich muss ehrlich zugeben: Lange Zeit habe ich mich mit dem The­ma “Gewalt­freie Kom­mu­nika­tion” schw­er getan. Ich dachte bei dem Begriff: “Das ist doch ****, ich schlage doch nie­man­den wenn ich rede. Wo soll da bitte Gewalt sein?”. Zugegeben: Da hat­te ich mich auch noch nicht richtig damit auseinan­der geset­zt.

Der näch­ste Schritt bei mir war “OK, wenn ich jeman­den belei­di­ge, dann ist das irgend­wie Gewalt, ver­bale Gewalt. Aber son­st…?”. Das ist mit­tler­weile etwas her, das zu ver­ste­hen war ein langer Prozess. Mit diesem Beitrag möchte ich Ihnen die Möglichkeit­en geben, das schneller zu ver­ste­hen. All­ge­mein zum The­ma Kom­mu­nika­tion habe ich bere­its im Blog­beitrag “Kom­mu­nika­tion und ihre Fall­stricke — ein­fach erk­lärt” geschrieben, hier geht es expliz­it um die gewalt­freie Kom­mu­nika­tion.

Wer hat’s erfunden?

Nicht die Schweiz­er 🙂 Son­dern ein amerikanis­ch­er Psy­chologe namens Mar­shall B. Rosen­berg. Er ist 1934 geboren und hat in sein­er Kind­heit und Jugend in Detroit / USA viele Rasse­nun­ruhen mit­bekom­men und wegen seines Nach­na­mens selb­st viel Aus­gren­zung erlebt. Gle­ichzeit­ig erlebte er, wie sein Onkel immer seine Groß­mut­ter mit einem Lächeln gepflegt hat, unab­hängig der Umstände. Fol­gende Fra­gen von damals sind so zu seinem Lebenswerk gewor­den:

  • Was geschieht genau, wenn wir die Verbindung zu unser­er ein­fühlsamen Natur ver­lieren und uns schließlich gewalt­tätig und aus­beu­ter­isch ver­hal­ten?
  • Und umgekehrt, was macht es manchen Men­schen möglich, selb­st unter den schw­er­sten Bedin­gun­gen mit ihrem ein­fühlsamen Wesen in Kon­takt zu bleiben?

Als Psy­chologe entwick­elte Rosen­berg dann die Gewalt­freie Kom­mu­nika­tion als Mit­tel der Kon­flik­tk­lärung und als gewalt­freie innere Hal­tung.

Als Kind und Jugendlich­er hat Mar­shall B. Rosen­berg viel Aus­gren­zung erfahren. Das war der Anlass für ihn her­auszufind­en, was gewalt­tätige Men­schen nicht (mehr) haben, was ein­fühlsame Men­schen haben.

Kommunikation Schritt für Schritt

Wenn Sie sich mit jeman­dem unter­hal­ten, ver­läuft die Kom­mu­nika­tion zirkulär. Das heißt, wie sich die andere Per­son Ihnen gegenüber ver­hält, hat einen maßge­blichen Ein­fluss darauf, wie weit­er kom­mu­nizieren. Wenn die andere Per­son ein­fach wegge­ht, während Sie reden, wer­den Sie ver­mut­lich über­rascht sein, aufhören und sich fra­gen, warum er / sie den Platz ver­lässt.

Das Gegen­teil dazu wäre lin­eare Kom­mu­nika­tion, d.h. nur in eine Rich­tung. Fernse­her schauen ist das Parade­beispiel dafür. Dem ist es egal, ob Sie davor sitzen, weg sind, einen Kopf­s­tand machen, usw. Dieser wird ein­fach das von Ihnen eingestellte Pro­gramm abspie­len, unab­hängig von dem was Sie tun. Nur das kön­nen wir Men­schen nicht gut.

Der zirkuläre Ablauf ein­er Kom­mu­nika­tion. Wir bee­in­flussen uns gegen­seit­ig und durch­laufen immer drei Phasen

Die Schritte

So kön­nen Sie sich die inneren Prozesse vorstellen, die ablaufen, wenn Sie kom­mu­nizieren wollen:

  1. Aus­lös­er löst aus: Etwas passiert. Das kann ein internes Bedürf­nis sein, das jet­zt einen Schwell­w­ert unter­schre­it­et (z.B. Hunger erre­icht kri­tis­chen Wert) oder etwas externes (z.B. Sie sehen etwas bes­timmtes)
  2. Gefüh­le entste­hen: Der Kör­p­er startet bes­timmte Prozesse. Meist wer­den Gefüh­le aus­gelöst, um bess­er mit der Sit­u­a­tion umge­hen zu kön­nen. Zum Beispiel wird das Hungerge­fühl wird “aktiviert”, damit Sie erken­nen, dass bald wieder Essen benötigt wird. Oder bei Gefahr wird Angst aus­gelöst, damit Sie vor­sichtig sind.
  3. Strate­gie wird ange­wandt: Unsere Gefüh­le lösen eine nach außen sicht­bare Reak­tion aus. Das kann Anspan­nung sein, als Schutz vor Gefahren, Sie kön­nen wegren­nen, (ver­bal) angreifen,… Diese Strate­gie ist abhängig von den Erfahrun­gen der Ver­gan­gen­heit. Wenn sich ein Ver­hal­ten irgend­wann bewährt hat, wird dieses in ein­er ähn­lichen Sit­u­a­tion wieder aus­ge­führt. Das heißt nicht, dass dieses Ver­hal­ten in der jet­zi­gen Sit­u­a­tion gut ist — es war nur irgend­wann mal, vielle­icht als kleines Kind, die beste Strate­gie in ein­er ähn­lichen Sit­u­a­tion.
  4. Umwelt reagiert: Ihr Ver­hal­ten hat Auswirkun­gen auf die Umwelt. Es kann sein, dass diese nicht auf Ihr Ver­hal­ten in Res­o­nanz geht. Wenn Sie alleine irgend­wo vor Angst erstar­ren, wird dieses Ver­hal­ten keine Auswirkun­gen auf Ihre Umge­bung haben. Falls Sie jedoch von anderen Men­schen (oder teil­weise auch Tieren) gese­hen wer­den, wer­den diese auf Ihre Angst reagieren. Dann läuft auf der anderen Seite Schritt 1–3 ab. Auf der Strate­gie der gegenüber­liegen­den Seite reagieren Sie wieder mit Schritt 1–3, bis die andere Per­son… so kann es immer weit­er gehen.
  5. Daraus ler­nen: Wenn wir aus der Sit­u­a­tion draußen sind, bew­erten wir diese (unter­be­wusst) und ler­nen daraus. Entwed­er das ger­ade gezeigte Ver­hal­ten ver­fes­tigt sich. Dann war es in gewis­sem Maße erfol­gre­ich. Oder das Ver­hal­ten wird für näch­stes mal min­i­mal verän­dert bei ein­er ähn­lichen Sit­u­a­tion. Je stärk­er die Gefüh­le in ein­er Sit­u­a­tion sind, desto stärk­er trägt die aktuelle Sit­u­a­tion zur Anpas­sung oder Ver­fes­ti­gung des Ver­hal­tens bei.

Optimale Kommunikation — Bedürfnisorientiert

Wenn Sie ein Ver­hal­ten bei ein­er anderen Per­son wahrnehmen, stellen sich bei Ihnen (unter­be­wusst) mehrere Fra­gen:

  • Warum macht die Per­son das, was sie ger­ade macht? (auf Kopfebene)
  • Welche Auswirkun­gen hat das auf mich? (Auf Kopf- und Gefühlsebene)

Im besten Fall wüssten wir, was das dahin­ter liegende Bedürf­nis bei der anderen Per­son ist und welch­es Gefühl dadurch aus­gelöst wird. Dann kön­nten wir uns ver­gle­ich­sweise leicht das Ver­hal­ten der anderen Per­son erk­lären.

Nur ste­ht uns diese Infor­ma­tion oft nicht zur Ver­fü­gung. So müssen wir uns eigene Hypothe­sen auf­stellen, warum die andere Per­son das Ver­hal­ten zeigt. Oder wir fra­gen sie selb­st, was das Bedürf­nis und das Gefühl dahin­ter ist. Aber da wer­den Sie bei vie­len Men­schen wohl eher unver­ständ­nis zurück bekom­men als eine konkrete Antwort…

Im Opti­mal­fall kön­nten wir über die Bedürfnisse reden, die uns ger­ade antreiben, bzw. uns hem­men. Denn diese lösen Gefüh­le aus, die wiederum Strate­gien aus­lösen. Wenn die Kom­mu­nika­tion nicht gut läuft, reagieren wir nur auf die Strate­gien, ohne die Gefüh­le und Bedürfnisse zu ver­ste­hen.

Gewaltvolle Kommunikation — kommunizieren, um Machtverhältnisse zu klären

Gesellschaftlich haben wir lei­der nicht gel­ernt, bedürfnisori­en­tiert zu reden und so schnell das Gegenüber zu ver­ste­hen. Son­dern eher mach­to­ri­en­tiert. Wir sehen das Ver­hal­ten ein­er anderen Per­son schnell als Ver­such, stärk­er / intel­li­gen­ter / mächtiger zu sein als ein­er selb­st.

Das führt schnell zu Machtkämpfen, in denen bei­de Seit­en ver­suchen ihren Wert / ihre soziale Stel­lung zu vertei­di­gen, anstatt das eigentliche The­ma zu klären.

Typische Verhaltensweisen bei Gewaltvoller Kommunikation

Fol­gende Ver­hal­tensweisen sind typ­isch für gewaltvolle Kom­mu­nika­tion. Erken­nen Sie eigene Ver­hal­tensweisen wieder?

  1. Urteilen und Bew­erten
    • Neg­a­tive Kom­mentare über den Charak­ter oder das Ver­hal­ten der anderen Per­son wer­den abgegeben.
    • Abw­er­tende Labels oder Etiket­ten wer­den ver­wen­det.
  2. Schuldzuweisun­gen
    • Andere wer­den für die eige­nen Gefüh­le und Prob­leme ver­ant­wortlich gemacht.
    • Es wer­den Aus­sagen wie “Du bringst mich immer zur Weißg­lut” oder “Wegen dir ist alles schiefge­laufen” getrof­fen.
  3. Befehlen und Kon­trol­lieren
    • Forderun­gen wer­den gestellt und erwartet, dass diese ohne Widerrede erfüllt wer­den.
    • Imper­a­tive wie “Du musst…” oder “Du soll­test…” wer­den ver­wen­det.
  4. Dro­hun­gen und Ein­schüchterun­gen
    • Es wird mit Kon­se­quen­zen gedro­ht, um das Ver­hal­ten des anderen zu ändern.
    • Aus­sagen wie “Wenn du das nicht machst, dann wirst du es bereuen” wer­den getrof­fen.
  5. Beschimpfen und Her­ab­set­zen
    • Ver­bale Angriffe und Belei­di­gun­gen wer­den aus­ge­sprochen.
    • Es wer­den Schimpfwörter oder abfäl­lige Bemerkun­gen ver­wen­det.
  6. Ver­all­ge­meinerun­gen
    • Es wer­den über­triebene und absolute Aus­sagen wie “Du machst immer…” oder “Du machst nie…” getrof­fen.
    • Schwarz-Weiß-Denken ohne Raum für Nuan­cen wird angewen­det.
  7. Nicht-Zuhören und Unter­brechen
    • Auf das Gesagte wird nicht einge­gan­gen und der andere wird ständig unter­brochen.
    • Das eigene Reden wird dominiert, ohne dem anderen Raum zu geben.
  8. Ver­gle­iche
    • Die andere Per­son wird mit anderen ver­glichen, oft in abw­er­tender Weise.
    • Aus­sagen wie “Warum kannst du nicht so sein wie…?” wer­den getrof­fen.
  9. Sarkas­mus und Ironie
    • Es wer­den sarkastis­che oder iro­nis­che Kom­mentare ver­wen­det, um den anderen zu ver­let­zen oder zu demüti­gen.
    • Verdeck­te Angriffe, die als “Witz” getarnt sind, wer­den gemacht.
  10. Ignori­eren und Schweigen
    • Pas­siv-aggres­sives Ver­hal­ten wird durch bewusstes Ignori­eren oder Schweigen gezeigt.
    • Der andere wird emo­tion­al isoliert oder aus­geschlossen.
Beim Schach ist es gewollt, mehr Macht und somit Kon­trolle auf dem Schachfeld zu haben. In der Kom­mu­nika­tion ist das eher ein verzweifel­ter Ver­such, seine Inter­essen durchzuset­zen. Eine tiefe Bindung entste­ht so zumin­d­est nicht zu anderen Men­schen.

How-To: Gewaltfreie Kommunikation

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Eine Gewalt­freie Kom­mu­nika­tion ver­hin­dert, dass mit Macht gesprochen wird. Es ist nicht das Ziel, die andere Per­son zu ändern, son­dern ihr auf unter­schiedlichen Ebe­nen den eige­nen Stand­punkt näher zu brin­gen und mit ein­er Bitte eine Alter­na­tive zu geben, welche aus eigen­er Sicht bess­er ist. Diese ist allerd­ings kein Zwang und muss nicht zwangsläu­fig befol­gt wer­den. Es ist nicht das Ziel, die andere Per­son von dem eige­nen Argu­ment zu überzeu­gen, son­dern mit ihr in Kon­takt zu kom­men und gemein­sam einen besseren Weg zu find­en.

1. Schritt: Beobachtung

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Hier geht es darum, die Sit­u­a­tion oder das Ver­hal­ten ein­er Per­son genau und neu­tral zu beschreiben, ohne dabei eine Bew­er­tung oder Inter­pre­ta­tion vorzunehmen. Das heißt, wir stellen ein­fach fest, was wir sehen oder hören, so objek­tiv wie möglich. Wir möcht­en Fak­ten benen­nen, ähn­lich wie ein Kam­eraob­jek­tiv, das nur aufze­ich­net, was passiert, ohne eine Mei­n­ung darüber zu haben.

Beispiel für Beobach­tung:

  • “Du hast gestern Abend das Geschirr nicht gespült.”

Achtung: Nicht bewerten

Wenn Sie bew­erten, fügen Sie Ihre Mei­n­ung oder Inter­pre­ta­tion zu den beobachteten Fak­ten hinzu. Bew­er­tun­gen führen schnell zu Abwehrreak­tio­nen, da das Selb­st­wert ange­grif­f­en wird. Das kann schnell zu Missver­ständ­nis­sen oder Kon­flik­ten führen, die nichts mit dem eigentlichen The­ma zu tun haben.

Beispiel für’s Bew­erten:

  • “Du fauler Hund hast gestern Abend das Geschirr wieder nicht gespült.”

Hier fügen wir eine neg­a­tive Bew­er­tung (“fauler Hund”) hinzu, die nicht nur die Hand­lung beschreibt, son­dern auch die Per­son kri­tisiert.

2. Schritt: Gefühle

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Es geht darum, ehrlich mitzuteilen, wie wir uns in ein­er bes­timmten Sit­u­a­tion fühlen, ohne dabei die andere Per­son zu beschuldigen.

Wir beschreiben unsere eige­nen Emo­tio­nen, die durch eine bes­timmte Sit­u­a­tion aus­gelöst wer­den. Es geht darum, authen­tisch zu sagen, wie wir uns fühlen, ohne dabei dem anderen die Schuld für diese Gefüh­le zu geben.

Beispiel für das Aus­drück­en von Gefühlen:

  • “Ich füh­le mich ent­täuscht, weil das Geschirr gestern Abend nicht gespült wurde.”

Hier sprechen wir nur über unsere eigene Emo­tion, ohne den anderen anzu­greifen oder zu beschuldigen.

Achtung: Nicht beschuldigen

Anstatt zu beschreiben, wie es uns geht, geben wir gerne die Ver­ant­wor­tung unser­er Gefüh­le an die andere Per­son ab. Wir beschuldigen sie, dass sie für unser Unwohl ver­ant­wortlich ist, obwohl nur wir für unsere eige­nen Gefüh­le ver­ant­wortlich sein kön­nen. Das kann schnell zu ein­er Vertei­di­gung­shal­tung und Kon­flik­ten führen, weil der andere sich ange­grif­f­en fühlt.

Beispiel für Beschuldigen:

  • “Du machst mich wütend, weil du das Geschirr gestern Abend nicht gespült hast.”

Hier sagen wir nicht nur, wie wir uns fühlen, son­dern geben der anderen Per­son die Schuld für unsere Emo­tion.

3. Schritt: Bedürfnisse

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Hier geht es darum, klar und ehrlich mitzuteilen, welche Bedürfnisse hin­ter unseren Gefühlen ste­hen. Das ist für viele Men­schen der schw­er­ste Teil, da es ihnen sehr schw­er fällt zu erken­nen, was ger­ade ihre eigne­nen Bedürfnisse sind.

Beim Aus­drück­en von Bedürfnis­sen teilen wir mit, was wir in ein­er bes­timmten Sit­u­a­tion brauchen oder was uns wichtig ist. Dies hil­ft, die Ursache unser­er Gefüh­le zu ver­ste­hen und macht es dem anderen leichter, unsere Per­spek­tive nachzu­vol­lziehen.

Beispiel für das Aus­drück­en von Bedürfnis­sen:

  • “Ich habe das Bedürf­nis nach Ord­nung und Unter­stützung im Haushalt.”

Hier sagen wir, was wir brauchen, ohne dabei eine direk­te Forderung oder Erwartung an den anderen zu richt­en.

4. Schritt: Bitten

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Hier geht es darum, klar und höflich zu äußern, welche konkrete Hand­lung wir uns wün­schen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen, ohne dabei Forderun­gen zu stellen.

Beim For­mulieren von Bit­ten machen wir einen klaren Vorschlag oder eine Anfrage, die die andere Per­son in die Lage ver­set­zt, auf unsere Bedürfnisse einzuge­hen. Wir bit­ten um eine bes­timmte Hand­lung, die wir uns wün­schen, und respek­tieren die Entschei­dungs­frei­heit des anderen. Sie muss das nicht umset­zen, allerd­ings verdeut­lichen wir, dass uns das wichtig ist.

Beispiel für eine Bitte:

  • “Kön­ntest du bitte das Geschirr bis mor­gen Abend spülen?”

Hier bit­ten wir höflich um eine konkrete Hand­lung und lassen Raum für die Entschei­dung der anderen Per­son, ob und wann sie die Bitte erfüllen kann.

Achtung: Keine Forderungen stellen

Forderun­gen ver­lan­gen, dass die andere Per­son eine bes­timmte Hand­lung unbe­d­ingt aus­führt, oft mit wenig Raum für Flex­i­bil­ität oder Ver­hand­lung. Forderun­gen erzeu­gen oft Druck und die andere Per­son ste­ht leicht unter Zwang, was zu Wider­stand und Kon­flik­ten führen kann.

Beispiel für eine Forderung:

  • “Du musst das Geschirr bis mor­gen Abend spülen.”

Hier wird eine klare und zwin­gende Anweisung gegeben, ohne Raum für Diskus­sion oder Flex­i­bil­ität.

Warum ist die Unterscheidung wichtig?

Das For­mulieren von Bit­ten statt Forderun­gen fördert eine respek­tvolle und koop­er­a­tive Kom­mu­nika­tion. So zeigen Sie Wertschätzung für die Autonomie der anderen Per­son und schaf­fen so eine pos­i­tive Grund­lage für die Zusam­me­nar­beit, da der Zwang nicht mehr da ist. Das heißt jedoch auch nicht, dass die andere Per­son das tut, was Sie möcht­en. Es erhöht nur die Wahrschein­lichkeit.

Mit Gewalt­freier Kom­mu­nika­tion wer­den Kon­flik­te ver­mieden, da durch genaue Aussprache viel weniger Missver­ständ­nisse möglich sind.

Beispiele für eine Gewaltfreie Kommunikation

Hier sind zwei Beispiele, wie eine gewalt­freie Kom­mu­nika­tion auss­chauen kann:

Beispiel 1: Lautstärke im Büro

Sit­u­a­tion: Ein Kol­lege tele­foniert oft laut am Arbeit­splatz, was Ihre Konzen­tra­tion stört.

1. Beobach­tung: “Ich habe bemerkt, dass du oft laut tele­fonierst, beson­ders während der Arbeit­szeit.”

2. Gefühl: “Das stört mich und ich kann mich dabei nur schw­er konzen­tri­eren.”

3. Bedürf­nis: “Ich brauche eine ruhige Arbeit­sumge­bung, um pro­duk­tiv arbeit­en zu kön­nen.”

4. Bitte: “Kön­ntest du bitte ver­suchen, deine Tele­fonate leis­er zu führen oder, wenn möglich, einen Besprechungsraum nutzen? Das würde mir sehr helfen, mich bess­er auf meine Arbeit zu konzen­tri­eren.

Beispiel 2: Unordnung im Wohnzimmer

Sit­u­a­tion: Das Wohnz­im­mer, das Sie sich mit Part­ner teilen, ist oft unor­dentlich, Sie fühlen sich davon gestresst.

1. Beobach­tung: “Ich habe bemerkt, dass das Wohnz­im­mer in den let­zten Tagen häu­fig unor­dentlich ist und viele Dinge herum­liegen.

2. Gefühl: “Ich füh­le mich gestresst und über­wältigt von der Unord­nung.

3. Bedürf­nis: “Ich brauche einen aufgeräumten und ordentlichen Raum, um mich wohl und entspan­nt zu fühlen.”

4. Bitte: “Kön­ntest du bitte helfen, das Wohnz­im­mer regelmäßig aufzuräu­men, oder einen fes­ten Plan erstellen, wie wir die Ord­nung im Raum gemein­sam aufrechter­hal­ten kön­nen? Das würde mir sehr helfen, mich entspan­nter zu fühlen.”

Fazit

Gewalt­freie Kom­mu­nika­tion ermöglicht es, mit anderen Men­schen zu kom­mu­nizieren, ohne Macht auszuüben. Das heißt noch lange nicht, dass die andere Per­son da die Bit­ten von Ihnen erfüllt — allerd­ings kön­nen Sie so in emo­tionaler Bindung kom­mu­nizieren und find­en so leichter Lösun­gen zu den eigentlichen Prob­le­men.

Und das heißt auch nicht, dass Sie ständig so kom­mu­nizieren müssen. Es ist ein Werkzeug, das Sie so ver­wen­den kön­nen wie Sie wollen. Sie kön­nen einen Teil davon ver­wen­den, etwas hinzufü­gen, ent­fer­nen, usw.

Außer­dem ist es eine Hal­tung. Gewalt­freie Kom­mu­nika­tion wird nicht funk­tion­ieren, wenn Sie inner­lich die andere Per­son unter­but­tern möcht­en und Ihre Macht demon­stri­eren wollen. Sie dient dazu, in Kon­takt mit der anderen Per­son zu kom­men, nicht um Ihre Stärke zu beweisen und auszuüben. So schw­er es auch ist, das in der Real­ität einzuset­zen: Ich wün­sche Ihnen viel Erfolg dabei 🙂

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Meine Beiträge ersetzen keine medizinische, psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlungen. Sollten Sie unter schwerwiegenden psychischen oder emotionalen Problemen leiden, empfehle ich Ihnen dringend, dass Sie sich an einen qualifizierten Therapeuten, Psychiater oder Arzt wenden.

Ich bin Systemischer Berater, mit (noch nicht abgeschlossener) Weiterbildung zum Systemischen Familientherapeuten. Ich bin nicht als Psychologischer Psychotherapeut, Arzt oder Psychiater ausgebildet.
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