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Manuel GelsenSystemisch leben

Innere Landkarte
Anleitung zur Selbstreflexion — Teil 1: Innere Teile

Die Meth­ode der „inneren Teile“ kann helfen, Ihr inneres Erleben bess­er zu ver­ste­hen und har­monis­ch­er zu gestal­ten. Jed­er von uns trägt unter­schiedliche Per­sön­lichkeit­san­teile in sich, die manch­mal im Kon­flikt ste­hen. Ler­nen Sie, diese inneren Stim­men zu erken­nen, ihnen Gehör zu schenken und so mehr Klarheit und inneren Frieden zu find­en.

Beitrag erstellt: 23.9.2023 | Zuletzt modifiziert: 19.9.2024

Es gibt nicht DEN Weg, sich selb­st zu reflek­tieren — aber eine gute Anleitung hil­ft auf jeden Fall dabei, den Überblick zu behal­ten und Verän­derun­gen bess­er ein­sortieren zu kön­nen. Deswe­gen gibt es jet­zt eine Rei­he zum The­ma Selb­stre­flex­ion. Wir fan­gen an mit einem mächti­gen Konzept: Dem Konzept der inneren Teile. Das schauen wir uns jet­zt an.

Wann ist Selbstreflexion sinnvoll?

Sie ken­nen es sich­er: Sie möcht­en etwas tun — aber aus irgend einem Grund machen Sie es dann doch nicht und ärg­ern sich, dass Sie “wieder so blöd waren, es nicht zu tun”. Oder anders herum: Sie möcht­en etwas gar nicht tun, wie z.B. fliehen vor Kon­flik­ten — und tun es dann doch?

Wenn Sie ver­ste­hen, warum Sie etwas tun, kann das unge­mein helfen, dass Sie in Zukun­ft eine ähn­liche Sit­u­a­tion bess­er meis­tern kön­nen. Allerd­ings kann auch das Hin­ter­fra­gen in Sack­gassen führen und man ver­ste­ht sich selb­st nicht bess­er, trotz ständi­gem Nach­denkens. Wenn Sie über sich selb­st nach­denken und immer wieder die gle­ichen Gedanken durch­laufen — dann ist es vielle­icht sin­nvoll, andere Per­so­n­en zu Rate zu ziehen, um eigene Gedanken­muster zu durch­brechen.

Das Konzept der “inneren Teile” stellt Ihr Inneres mit vie­len Teilen dar, welche miteinan­der inter­agieren. Das kön­nen Emo­tio­nen, Gedanken, usw. sein — diese unter­stützen oder behin­dern sich und lassen inter­es­sante Prozesse entste­hen.

Wunsch vs. Realität

Unsere Psyche: Wie sie nicht ist

Bei kör­per­lichen Prob­le­men fällt es uns leichter, nach ein­er Ursache zu suchen, wenn etwas nicht passt. Hier haben wir sicht­bare, real existierende Ele­mente wie unsere Kör­perteile, Organe, Muskeln, Knochen usw.

Oder alter­na­tiv: Stellen Sie sich ein Auto vor: Hier gibt es eine Motorhaube, die Sie öff­nen kön­nen, um in das Innere zu schauen. Und auch den dig­i­tal­en Zus­tand kön­nen Sie mit Spezial­geräten durch Log-Dateien irgend­wie darstellen. Das heißt noch nicht, dass danach die Prob­lem­lö­sung total ein­fach ist, aber die Bedin­gun­gen hier­für sind ver­gle­ich­sweise gut.

Für unsere Psy­che und Gefüh­le gilt das lei­der nicht.

Bei einem Auto sind Prob­leme sicht­bar und mit dem Ver­stand ver­gle­ich­sweise gut greif­bar. Das macht es leichter, die passenden Lösun­gen zu find­en. Foto von Anna Shvets auf Pex­els
Sicht­barkeitDas Innen­leben ist gut sicht­bar, bei einem Auto öff­nen Sie die Motorhaube und sehen alle Bauteile
Detail­gradWir kön­nen uns den Zus­tand der Teile anschauen, bei Autos z.B. bekom­men wir von dig­i­tal­en Kom­po­nen­ten eventuell sog­ar einen genauen Sta­tus aus­gegeben.
Berechen­barkeitEin berechen­bares Sys­tem: Nur eine berechen­bare Anzahl an Kom­po­nen­ten wirken aufeinan­der ein, wodurch der Fol­gezu­s­tand sehr genau berech­net wer­den kann.
Aus­tauschbarkeitWenn etwas gar nicht mehr funk­tion­iert, kön­nen Sie es ein­fach erset­zen. Bei einem Auto kön­nen Sie z.B. eine defek­te Zünd­kerze durch eine funk­tions­fähige erset­zen

Unsere Psyche: Wie sie ist

Bei unser­er Psy­che und unseren Emo­tio­nen sind die einzel­nen Teile nicht direkt sicht­bar, da diese Auswirkun­gen kom­plex­er Prozesse mit vie­len Tausend Ele­menten sind und nicht von einem sicht­baren Organ. Wenn Sie sich antrieb­s­los fühlen, kön­nen Sie nicht auf ein Antriebs-Organ schauen, dieses betra­cht­en, ggf. auch Log­dateien anschauen und sagen “Das wurde in let­zter Zeit über­be­lastet und geht deswe­gen in eine Zwangspause”. Wir spüren nur das Symp­tom — in dem Fall die Antrieb­slosigkeit — und müssen erah­nen, was die Ursache ist.

So schauen Emotionen vielleicht auch für Sie aus. Aber da diese abstrakt sind, sind diese schwer zu greifen.
Gefüh­le sind für uns nicht greif­bar. Am ehesten vielle­icht wie mit Nebel in unter­schiedlichen Far­ben beschreib­bar. Vielle­icht stellen Sie sich diese auch ganz anders vor. Foto von Steve John­son auf Pex­els:
Sicht­barkeitDie Psy­che ist nicht direkt sicht­bar, da sie kein Organ in uns ist. Son­dern eher die Auswirkung der Gesamtheit der Kom­mu­nika­tion einzel­ner Ele­mente (z.B. Ner­ven) in uns.
Detail­gradWir sehen nur vage Symp­tome und müssen daraus Rückschlüsse ziehen, was die Ursache sein kann.
Berechen­barkeitEin unberechen­bares Sys­tem: Viele Ele­mente wirken gle­ichzeitg aufeinan­der ein, was eine exak­te Berech­nung derzeit unmöglich macht.
Aus­tauschbarkeitWenn wir uns eine kom­plett andere Psy­che wün­schen, kön­nen wir diese nicht aus­tauschen. Wir kön­nen den derzeit­i­gen Zus­tand ändern, allerd­ings durch einen lang­wieri­gen Prozess, Stück für Stück.

Stark zusam­menge­fasst: Unsere Psy­che und Emo­tio­nen sind nicht ratio­nal erk­lär­bar. Deswe­gen ist diese für viele Men­schen wie eine Black­box. Damit wir sie ver­ste­hen kön­nen, benöti­gen wir Meth­o­d­en, sie für uns sicht­bar zu machen.

Unsere Psy­che und Emo­tio­nen sind nicht ratio­nal erk­lär­bar. Darum müssen wir diese erk­lär­bar machen.

Die Signale unseres Körpers — notwendig, aber oft ignoriert

Viele Men­schen aus der Wis­senschaft haben sich bere­its mit der Psy­che und den Gefühlen auseinan­derge­set­zt und ver­ste­hen immer mehr, wie diese funk­tion­iert. Das ist sehr gut, denn das hil­ft uns, die Wirkung bere­its beste­hen­der Maß­nah­men bess­er zu ver­ste­hen und diese zu verbessern.

Zum Glück müssen Sie nicht Medi­zin oder Psy­cholo­gie studiert haben und die psy­chis­chen Abläufe genaustens ver­ste­hen, um Ihre inneren Vorgänge bess­er zu ver­ste­hen. Unser Kör­p­er macht bere­its alles, damit wir unsere Psy­che Stück für Stück bess­er ver­ste­hen: Er schickt unter­schiedlich­ste Sig­nale, wenn etwas nicht passt.

  • Wenn wir Hunger haben, fängt unser Magen an zu knur­ren, wir haben weniger Energie, bekom­men Kopf­schmerzen,…
  • Wenn die Harn­blase voll ist, spüren wir einen Druck
  • Wenn wir müde sind, fällt es schw­er, die Augen offen zu hal­ten, die Wahrnehmung wird schw­er­er
  • Wenn etwas nicht passt, oder etwas unseren Selb­st­wert angreift, wer­den wir wütend, um Energie zu haben, das wieder beheben zu kön­nen
  • Jede einzelne Emo­tion hat einen Sinn und ver­sucht wieder ein Gle­ichgewicht herzustellen
  • usw.

Unser Kör­p­er teilt uns schnell mit, wenn ger­ade ein Bedürf­nis nicht passt.

Die Her­aus­forderung ist das Erken­nen, was bei welchem Symp­tom ger­ade nicht passt. Habe ich ger­ade Kopf­schmerzen, weil ich lange nichts gegessen habe, verspan­nt bin, krank bin, …? Das lässt sich nur durch Erfahrung her­aus­find­en — oder durch Ärzte, wenn es etwas kör­per­lich­es ist.

Als Kind haben wir das lei­der oft nicht gel­ernt, eher das Gegen­teil:

  • Die kör­per­lichen Sig­nale sind falsch (“Indi­an­er ken­nen keinen Schmerz”)
  • Die Gefüh­le sind falsch (“Du darf­st nicht wütend sein”, “Du musst trau­rig sein, das ist eine Beerdi­gung”)
  • Gefüh­le / Schmerzen wer­den als falsch her­abge­set­zt (“Das ist doch ger­ade nicht so schlimm”)
  • Sie wer­den für die Gefüh­le ander­er Per­so­n­en ver­ant­wortlich gemacht und haben keinen Platz für ihre eige­nen (“Wegen dir geht es mir jet­zt nicht gut”)

All das sorgt für emo­tionale Kon­flik­te, in einem selb­st. Wie genau diese auss­chauen, kön­nen wir nicht sehen — aber das brauchen wir auch nicht. Unser Kör­p­er teilt schon mit, wenn unsere Annahme stim­mig ist. Somit kön­nen wir jet­zt ein große Fähigkeit von uns ein­set­zen, um diese Kon­flik­te zu verdeut­lichen — unsere Phan­tasie. Unser Kör­p­er / unsere Gefüh­le melden sich schon, wenn dieses Bild stim­mig für Sie ist.

Lasst uns Gefühle sichtbar machen — mit Phantasie

Jet­zt kommt ein sehr schön­er Teil: Wir kön­nen uns beliebige Kon­struk­te / Wesen aus­denken, welche unseren inneren, men­tal­en Zus­tand repräsen­tieren: Tiere, magis­che Wesen, Gefüh­le als Objek­te, usw. Wir wis­sen, dass das “in der echt­en Welt” nicht so ist — aber wenn es sich stim­mig anfühlt, reicht uns das für uns aus.

  • Unsere Wut auf andere kann als Spielfig­ur dargestellt wer­den, zum Beispiel ein Löwe
  • Neben ihm kann unser Nach­bar sein, wegen dem wir oft wütend sind
  • Ein Seil kann Gren­zen darstellen, die wir sel­ber definieren.
  • Eine Holz­fig­ur kann einen Wächter darstellen, der Sie vor unan­genehmen Gefühlen beschützen möchte
  • usw.

Es gibt kein richtig und falsch, Bade­tep­piche kön­nen genau­so ver­wen­det wer­den wie Spielfig­uren, beschriftete Papiere, usw. Wichtig ist es nur, dass Sie eine emo­tionale Kop­plung zu den aufgestell­ten Teilen aufge­baut haben — und sagen kön­nen, dass sich dieses Bild für Sie stim­mig anfühlt.

Wichtig: Es geht nicht darum, eine Wahrheit her­auszufind­en, wie der Zus­tand in Ihnen ger­ade wirk­lich auss­chaut — son­dern nur, dass Sie mit Ihren Gefühlen an Ihrem selb­st erbaut­en Kon­strukt andock­en kön­nen und somit Kon­trolle über den Ablauf haben.

Klingt das absurd? Kinder machen das bere­its intu­itiv. Sie “spie­len” und wieder­holen erlebte und erwün­schte Sit­u­a­tio­nen sehr oft, um das emo­tion­al zu ver­ar­beit­en. Lei­der wird “spie­len” mit “das macht man halt im Kinde­salter” her­abge­set­zt und wir wen­den diese Abstrak­tion nicht mehr an. Es wird Zeit, diese Meth­ode wieder aufzunehmen.

Zum Beispiel mit ein­fachen Holz­fig­uren kön­nen wir unsere inneren Teile sicht­bar machen.

Konflikte unserer Teile lösen

Wenn wir einen Kon­flikt mit anderen Men­schen haben, ist das immer auch ein ander­er Kon­flikt, der in uns stat­tfind­et. Wenn wir es also schaf­fen, uns innen neu zu sortieren, wirkt sich das auch nach außen aus.

Beim Kon­flikt mit dem Nach­barn kön­nte es sein, dass Ihre Wut ver­sucht die über­tra­ge­nen Emo­tio­nen Ihres Nach­barn abzuwehren, da Sie sich noch nicht richtig von diesen abgren­zen kön­nen. Wür­den Sie das tun, wären Sie nicht mehr wütend auf ihn und er reagiert darauf hin vielle­icht anders auf Sie.

Für das Neu­sortieren des inneren Zus­tands gibt es keinen opti­malen Ablauf, der für jeden Men­schen gle­ich ist. Die Baustellen kön­nen ganz unter­schiedlich sein. Vieles geht über in sich hinein­hören und fühlen, was gut tut. Die fol­gen­den Schritte sind eine gute, erste Herange­hensweise.

Hin­weis: Bei dieser Übung kön­nen Emo­tio­nen inten­siv erlebt wer­den. Wenn Sie das Gefühl haben, die Sit­u­a­tion gut im Griff zu haben, kön­nen Sie weit­er­ma­chen. Falls nicht, kön­nten Sie sich pro­fes­sionelle Unter­stützung holen, um sicherzustellen, dass Sie in diesem Prozess gut begleit­et wer­den. Sys­temis­che Beratun­gen / sys­temis­che Coach­ings sind u.a. darauf aus­gerichtet, Sie effek­tiv durch diesen Prozess zu führen.

1. Wie veranschaulichen Sie es?

Sie möcht­en Ihre inneren Teile wie die Wut, sich selb­st, usw. darstellen. Wie wollen Sie das tun? Wollen Sie es aufze­ich­nen? Dann haben Sie eine gute Dis­tanz und ver­ste­hen kog­ni­tiv bess­er, was los ist ohne stark in die Emo­tio­nen zu gehen. Wollen Sie eine stärkere emo­tionale Kop­plung? Dann sind Fig­uren eventuell bess­er. Das kön­nen Sie sich entschei­den. Und bei Fig­uren kön­nten es ein­fache Holz­fig­uren sein, die Play­mo­bil-Fig­uren Ihrer Kinder oder Phan­tasie- / Tier­we­sen — wie Sie es sich ger­ade wün­schen.

Innere Teile kön­nen mit beliebi­gen Hil­f­s­mit­teln dargestellt wer­den — hier wur­den Spielfig­uren und Holzk­lötze ver­wen­det.

2. Relevante Teile aufstellen

Bei einem Kon­flikt ist der Ver­lauf schw­er ver­ständlich, solange Sie nicht ver­ste­hen, welche inneren Teile daran beteiligt sind. Über­legen Sie sich, was in dieser Sit­u­a­tion immer passiert: Sie sind wütend und gle­ichzeit­ig trau­rig, und Ihr Kopf sagt Ihnen, dass dieser Kon­flikt derzeit abso­lut unnötig ist? Dann stellen Sie diese Teile auf.

Die Fig­uren sind aufgestellt. Das Ich ist an den Rand gedrängt, der Kopf beschützt das Ich und sagt “Das ist doch nur der Nach­bar”. Und die Wut hält den Nach­barn in Schach, während eine Angst auch noch mit dabei ist… Das wirkt sehr chao­tisch…

Mögliche Teile beim Kon­flikt mit dem Nach­barn wären zum Beispiel

  • Sie selb­st
  • Ihr Nach­bar
  • Ihre Wut
  • Ihre Angst vor Kon­flik­ten
  • Ihr Kopf, der sagt, dass alles unnötig ist.

Stellen Sie diese Teile auf ein Brett oder auf den Boden, wie es sich für Sie richtig anfühlt. Hier gibt es kein richtig und falsch. Nachträglich kön­nen Sie immer Anpas­sun­gen machen, falls Sie denken, da fehlen noch Teile, fügen Sie diese hinzu.

Eine mögliche weit­ere Meth­ode ist das Auf­stellen von Tieren. Diese repräsen­tieren leichter einen Charak­ter. Manche Men­schen bevorzu­gen Tiere gegenüber Holz­fig­uren, das ist indi­vidu­ell unter­schiedlich.

3. Teile nach ihrem Wohlbefinden fragen

Sie haben jet­zt die Teile aufgestellt, manche sind näher beieinan­der, manche sind sehr dis­tanziert. Inter­es­sant für uns ist weniger, welche Rolle sie ein­nehmen, son­dern welche Beziehung sie zu den anderen Teilen haben. Das find­en Sie her­aus, indem Sie jedem Teil mehrere Fra­gen stellen:

  • Wie geht es dem Teil?
  • Wie ist die Beziehung dieses Teils zu den anderen? Geht es diesem gut? Wün­scht sich diese mehr Nähe / Dis­tanz? usw.
  • Was wün­scht das Teil, damit es ihm bess­er geht?
  • Was ist das wirk­liche Bedürf­nis dieses Teils? (Was sich jemand wün­scht muss noch lange nicht das sein, was jemand braucht)
Jet­zt wird jedes einzelne Teil nach dem Wohlbefind­en gefragt. Das Ich: Wie geht es ihm? Wie ist sein Ver­hält­nis zum Kopf, zur Angst, zur Wut, zum Nach­barn. Was sind seine Bedürfnise. Dann das gle­iche mit dem Kopf: Wie geht es ihm, wie ist sein Ver­hält­nis zu den anderen, usw.

Ja, aus ratio­naler Erwach­se­nen­sicht wirkt es erst mal komisch, Spielfig­uren zu fra­gen, wie es ihnen geht. Aber erin­nern Sie sich: Als Kind haben wir das bere­its beim Spie­len so ähn­lich gemacht, aus gutem Grund. Dank der emo­tionalen Kop­plung repräsen­tiert dieser Teil ein Teil in Ihnen. Es wird vielle­icht anfangs unge­wohnt sein, mit zunehmender Übung wird das auch immer ein­fach­er.

Wenn Sie Schwierigkeit­en haben, sich darin einzufühlen, kön­nen Sie einen kleinen Kniff ver­wen­den: Sie kön­nen sich vorstellen, wie in einem Com­put­er­spiel jet­zt die Rolle dieses Teils einzunehmen und sehen jet­zt alles aus dieser Per­spek­tive. Sie sind jet­zt genau­so groß wie dieses Teil, nehmen die Kör­per­be­we­gun­gen an, usw. Nor­maler­weise entste­ht dabei auch eine Res­o­nanz. Falls Sie nichts oder einen richti­gen Wider­stand spüren, fehlt vielle­icht noch ein wichtiger Anteil in Ihnen. Zum Beispiel ein Wächter, der Gefüh­le abwehrt, um vor Über­forderung zu schützen.

4. Veränderungen wagen

Aus der Vogelper­spek­tive erken­nen Sie jet­zt vielle­icht, dass das ger­ade ein richtiges Chaos ist. Jet­zt ist es Zeit, langsam Ord­nung zu schaf­fen.

Sie wis­sen jet­zt von jedem Teil ihr Bedürf­nis, was diese brauchen. Das ist der erste, wichtige Schritt zur Verän­derung. Sie kön­nen jet­zt Schritt für Schritt Ele­mente wo anders hin­set­zen und schauen, was passiert. Gle­ichen Sie bei jedem Schritt ab, wie es den Anteilen in Ihnen geht. Soll­ten Sie Anteile find­en, die gar nicht zu Ihnen gehören, ent­fer­nen Sie diese und stellen Sie diese außer­halb hin. Gren­zen Sie das ab, z.B. durch ein Seil.

Am Ende wurde Ord­nung geschaf­fen. Der Nach­bar hat nichts im eige­nen Sys­tem zu suchen. Kopf, Wut, die Angst und das Ich befind­en sich vere­int beisam­men und kön­nen so Her­aus­forderun­gen bess­er meis­tern.

Wenn Sie ein neues Gesamt­bild haben, mit dem Sie zufrieden sind, haben Sie eine gute Arbeit geleis­tet.

Wie das Gesamt­bild am Ende aussieht, ist schw­er im Voraus zu sagen — im Nor­mal­fall fühlt es sich für Sie stim­mig an und Sie sind zufrieden­er mit der neuen, als mit der alten Vari­ante.

Wie mit den Spielfig­uren wurde der Nach­bar aus dem eige­nen Sys­tem aus­ge­lagert — hier ist es sicht­bar­er, dass jet­zt alle anderen Teile als Team agieren wollen. Zusät­zlich wurde hier ein Seil als Gren­ze gelegt.

Und das wichtige: Sie haben diesen Kon­flikt emo­tion­al bear­beit­et, das ist ein wichtiger Grund­stein für die Ver­hal­tensän­derung. Oft ver­ste­hen wir, wie die Lösung auss­chauen sollen, aber unsere Emo­tio­nen sind noch anders geset­zt. Das macht dieses Werkzeug so mächtig.

Hin­weis nochmals: Bei dieser Übung kön­nen Emo­tio­nen inten­siv erlebt wer­den. Wenn Sie das Gefühl haben, die Sit­u­a­tion gut im Griff zu haben, kön­nen Sie weit­er­ma­chen. Falls nicht, kön­nten Sie sich pro­fes­sionelle Unter­stützung holen, um sicherzustellen, dass Sie in diesem Prozess gut begleit­et wer­den. Sys­temis­che Beratun­gen / sys­temis­che Coach­ings sind u.a. darauf aus­gerichtet, Sie effek­tiv durch diesen Prozess zu führen.

Fazit

Am Ende kommt ein neues Gesamt­bild zus­tande, welch­es zwar vielle­icht zu Beginn unge­wohnt wirkt, allerd­ings im Nor­mal­fall zu einem kon­flik­tärmeren Gesamtzu­s­tand wird. Durch die emo­tionale Kop­plung mit Ihren Gefühlen, ist das eine effiziente Möglichkeit, innere Kon­flik­te sicht­bar zu machen und zu beheben.

Es wird noch weit­ere Artikel zu diesem The­ma geben:

  • Welche Arten von Auf­stel­lun­gen gibt es?
  • Was sind die Her­aus­forderun­gen bei Auf­stel­lun­gen und wie sind diese lös­bar?
  • Ein prak­tis­ches Beispiel zu ein­er Auf­stel­lung

Und jet­zt Sie: Über­legen Sie sich einen inneren Kon­flikt, den Sie von sich ken­nen und stellen Sie diesen mit beliebiegen Mate­r­i­al irgend­wo auf. Ablauf wie oben. Was haben Sie danach erkan­nt? Schreiben Sie das gerne in die Kom­mentare. 🙂

  • Innere Teile
  • Konflikte
  • Psyche
  • Selbstreflexion

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Bitte beachten Sie, dass die Beiträge nur meine Sichtweise wiederspiegeln und ich keine Wissenschaftliche Korrektheit garantieren kann.
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Ich bin Systemischer Berater, mit (noch nicht abgeschlossener) Weiterbildung zum Systemischen Familientherapeuten. Ich bin nicht als Psychologischer Psychotherapeut, Arzt oder Psychiater ausgebildet.
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