Besser kommunizieren
Kommunikation und ihre Fallstricke — einfach erklärt

Kom­mu­nika­tion ist der Schlüs­sel zu erfol­gre­ichen Beziehun­gen, doch sie birgt auch zahlre­iche Fall­stricke. Missver­ständ­nisse, unklare Botschaften und fehlende Empathie kön­nen leicht zu Kon­flik­ten führen. Oft glauben wir, dass unsere Worte klar sind, doch der Empfänger ver­ste­ht etwas völ­lig anderes. Schauen wir uns das genauer an.

Beitrag erstellt: 28.12.2023 | Zuletzt modifiziert: 2.9.2024
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Kurz vor­ab, bevor ich tiefer in das The­ma Kom­mu­nika­tion ein­steige: Dieser Beitrag ist der erste, den ich zeit­gle­ich mit einem Video veröf­fentliche. Die let­zten Tage habe ich vor der Kam­era ver­bracht, um so das Wis­sen auch visuell ver­mit­teln zu kön­nen. Ich bin ger­ade mega stolz auf mich, dass ich diesen Sprung geschafft habe. Ich kann endlich vor ein­er Kam­era ste­hen, ganze Absätze vor ein­er Kam­era vor­tra­gen und bin sog­ar mit dem Ergeb­nis ins­ge­samt zufrieden. Das war ein langer Prozess…

Aber egal: Dieser Beitrag soll nicht von meinen Prozess beim Drehen han­deln, son­dern um Kom­mu­nika­tion. Deswe­gen schaut euch gerne das Video an — und viel Spaß beim Lesen dieses Beitrags 🙂

Die Wei­h­nacht­szeit ist wieder vor­bei — langsam haben wir uns von den Feier­lichkeit­en ver­ab­schiedet und haben Zeit, wieder etwas zurück auf die let­zten Tage zu blick­en. Was ist in Erin­nerung geblieben? Das gute Essen? Die Geschenke? Der famil­iäre Zusam­men­halt und die Freude? Oder eher das Gegen­teil, die Stre­it­ereien aus­gerech­net an Wei­h­nacht­en, dem Tag an dem alles gut sein soll? Oder eine Ein­samkeit, da das Zusam­men­sein nicht stat­tfind­en kon­nte? Was auch Ihr Rück­blick ist: Wenn Sie mit der Fam­i­lie zusam­men waren, spielte eines eine wichtige Rolle: Kom­mu­nika­tion.

In vie­len Fam­i­lien gehören Stre­it­ereien mit dazu, welche für jeden energier­aubend sind und natür­lich eine ruhige, besinnliche Wei­h­nacht­szeit empfind­lich stören. Diese Kon­flik­te sind jedoch auch eine Art von Kom­mu­nika­tion — nur funk­tion­iert da die Infor­ma­tionsver­mit­tlung nicht so richtig. Das, was eine Per­son ver­mit­teln möchte (sie möchte einen Fokus auf ein Bedürf­nis richt­en, z.B. Ruhe) ist nicht das, was sie sagt (z.B. “Jet­zt machst du schon wieder so einen Krach. Hat dir denn nie­mand Manieren beige­bracht?”). Und das, was bei der anderen Per­son ankommt, ist nochmal etwas anderes (z.B. “Ich bin uner­zo­gen und störe nur”).

In diesem Beitrag betra­cht­en wir die Kon­flik­te aus zwei unter­schiedlichen Per­spek­tiv­en:

  1. Aus Sicht der Bedürfnisse, also den Ursachen
  2. Wie nicht funk­tion­ierende Kom­mu­nika­tion abläuft
  3. Aus Sicht des Ver­hal­tens, also der gewählten Strate­gie, um ein Bedürf­nis zu erfüllen

1. Bedürfnisse — Ursachen meister Kommunikation

Es ist ein Grundbedürf­nis von uns Men­schen, dass wir unsere Bedürfnisse mit anderen teilen möcht­en. Wir wün­schen uns Men­schen, die uns akzep­tieren wie wir sind und somit auch akzep­tieren, dass wir vielle­icht ger­ade andere Bedürfnisse habe als die Per­son gegenüber.

Im Nor­mal­fall reicht es, dass eine gegenüber­liegende Per­son das jew­eilige Bedürf­nis wahrn­immt und akzep­tiert. Das heißt: Eine trau­rige Per­son, die ihre Trauer mit ein­er anderen Per­son teilen möchte, muss nicht zwangsläu­fig eine andere trau­rige Per­son find­en, um ihr Leid zu teilen — die andere Per­son kann auch fröh­lich oder ger­ade emo­tion­s­los sein. Wichtig ist nur, dass sie sich wahrgenom­men fühlt und eine Akzep­tanz existiert, dass der derzeit­ige Zus­tand so OK ist.

Wenn Kom­mu­nika­tion nicht funk­tion­iert, funk­tion­iert min­destens ein Aspekt dabei nicht. Fol­gende Möglichkeit­en gibt es, die Kom­mu­nika­tion von Bedürfnis­sen zu stören:

  • Die eige­nen Bedürfnisse wer­den ver­heim­licht und nicht mit der anderen Per­son geteilt. Das heißt, die andere Per­son erken­nt vielle­icht über non­ver­bale Sig­nale, dass etwas nicht passt — erfährt aber nicht was.
  • Die eige­nen Bedürfnisse wer­den über­mit­telt, allerd­ings “ver­schlüs­selt”, d.h. die andere Per­son müsste sich aus dem Kon­text her­leit­en, was die eigentlichen Bedürfnisse sind und dann dementsprechend han­deln — was häu­fig nicht passiert. Beispiel: “Du bist do so ein Waschlap­pen — das schaffst du doch eh nicht” soll aus­drück­en, dass die Per­son besorgt um die andere Per­son ist und Angst hat, dass das schief geht.
  • Die gegenüber­liegende Per­son nimmt nicht die Bedürfnisse wahr, son­dern etwas anderes. Da bei Kom­mu­nika­tion ver­schiedene Ebe­nen über­mit­telt wer­den, sind Missver­ständ­nisse sehr leicht möglich. Wenn Sie etwas auf der Beziehungsebene über­mit­teln wollen, kann das als Aufruf in der Appellebene ankom­men. Das 4‑Ohren-Mod­ell lässt grüßen.

2. Wie nicht funktionierende Kommunikation funktioniert

Wenn Sie in der Lage wären, Ihre Bedürfnisse offen mitzuteilen und andere Per­so­n­en diese respek­tvoll aufnehmen und akzep­tieren kön­nten, dann wäre alles gut. Selb­st bei unter­schiedlichen Stand­punk­ten kön­nten Sie genug Ver­ständ­nis für die andere Per­son auf­brin­gen, um eine pos­i­tive Inter­ak­tion zu gewährleis­ten.

Das ist jedoch häu­fig nicht der Fall. Wir ver­wen­den unsere Energie nicht darin, das Bedürf­nis hin­ter der jew­eili­gen Nachricht zu find­en ( das würde bei­de weit­er brin­gen). Son­dern um den eige­nen Selb­st­wert zu vertei­di­gen und ein­fache Erk­lärun­gen zu find­en, um den Kon­flikt zu ver­ste­hen.

Das schwierige an Kom­mu­nika­tion ist, dass Bedürfnisse gar nicht sicht­bar sind — und Gefüh­le nur inter­pretiert wer­den kön­nen. Das was wir am ehesten sehen, ist die Strate­gie. Also zum Beispiel was jemand zu uns sagt. Aber ohne einem Ver­ständ­nis der dazuge­höri­gen Bedürfnisse und Gefüh­le ist das sehr schw­er und kann schnell zu Kon­flik­ten führen.

So kön­nte ein Ablauf sein:

  1. Eine andere Per­son macht etwas, was ger­ade nicht mit Ihren Erwartun­gen, bzw. Bedürfnis­sen zusam­men­passt
  2. Sie ver­suchen nicht zu ver­ste­hen, was Sie und die andere Per­son ger­ade brauchen, son­dern ver­suchen eine ein­fache Erk­lärung zu find­en, warum die Sit­u­a­tion so ist wie sie ist. Zum Beispiel: “Er/sie/es ist [hier Begriff ein­fü­gen] — deswe­gen stre­it­en wir ger­ade”. Als Begriff kön­nen beliebige Zuschrei­bun­gen ver­wen­det wer­den, wie “depres­siv”, “ein Macho”, “ein Narzisst”, “krank”,.… Mit dieser ver­meintlichen Erk­lärung sind Sie in ein­er guten Posi­tion: Sie geben die gesamte Ver­ant­wor­tung an die andere Per­son ab und somit hat sie die “Schuld”, dass es ger­ade nicht funk­tion­iert.
  3. Der Selb­st­wert der anderen Per­son wurde ange­grif­f­en und muss vertei­digt wer­den. Mit den gle­ichen Mit­teln. Die gegenüber­liegende Per­son macht das gle­iche mit Ihnen und gibt Ihnen auch eine Zuschrei­bung, die den Stre­it erk­lären soll. Im Nor­mal­fall wollen Sie diese Zuschrei­bung nicht haben, da Sie diese neg­a­tiv inter­pretieren.
  4. Sie wehren nun die Zuschrei­bung ab, die Sie von der anderen Per­son bekom­men haben und bekräfti­gen Ihre an die andere Per­son oder erweit­ern diese. Beispiel: “Du bist so unver­schämt. Ich und ‘hys­ter­isch’…? Dir zeige ich es, du schaffst es nicht mal bis Abends die Spül­mas­chine auszuräu­men..”
  5. Diskred­i­tieren Sie dazwis­chen noch die Bedürfnisse der anderen Per­son und zeigen Sie ihr, dass dessen Bedürfnisse nicht von Ihnen akzep­tiert wer­den. “Du und müde… du bist doch erst um 10Uhr aufge­s­tanden!!!!”
  6. Wieder­holen Sie diese Schritte, bis Sie keine Energie oder Lust mehr haben, dieses Muster weit­er fortzuführen.

Dies soll natür­lich kein Rat­ge­ber sein, wie Sie Kon­flik­te anheizen, son­dern eher aufzeigen, welch­es Muster häu­fig vorherrscht. Sie wer­den sich­er noch viele andere Wege ken­nen, Kon­flik­te zu ver­schär­fen.

Machen Sie es bess­er anders. Ori­en­tieren Sie sich eher an Ihren Bedürfnis­sen und denen der anderen Per­son. Das deeskaliert die Sit­u­a­tion sehr stark.

3. Strategien und ihre Ursachen

Per­spek­tiven­wech­sel: Wir schauen uns nun nicht mehr das Bedürf­nis dahin­ter an, welch­es im JETZT aktuell existiert — son­dern das Ver­hal­ten. Das kann anschreien, fliehen, erstar­ren, beschwichti­gen, usw. sein — jedes beliebige Ver­hal­ten.

Jet­zt kommt für Sie eine wichtige Erken­nt­nis zum Ein­prä­gen, auch für Ihr Unter­be­wusst­sein — das bet­rifft jedes Ver­hal­ten, das Ihnen begeg­net:

Jedes Ver­hal­ten hat ein Sinn. Irgend­wann in der Ver­gan­gen­heit war dieses abso­lut notwendig, um das Über­leben zu sich­ern.

Das heißt: Wenn Sie zum Beispiel angeschrien wer­den, hat das einen Sinn. Dahin­ter steckt ein Bedürf­nis, das erfüllt wer­den möchte. Eventuell möchte die Per­son ver­standen wer­den und anschreien ist der derzeit einzige Weg, mit der das zumin­d­est min­i­mal funk­tion­iert. In der Ver­gan­gen­heit war das der einzige Weg, das etwas wieder herzustellen. Mit­tler­weile gibt es vielle­icht viele andere Wege, diese sind jedoch noch nicht im derzeit­i­gen Kon­text aus­pro­biert wor­den.

Woher kommt das Verhalten?

Wenn Sie sich fra­gen “Welchen Sinn hat dieses Ver­hal­ten?”, liegt der Fokus auch gle­ich wieder bei den Bedürfnis­sen, welche ger­ade nicht erfüllt sind. Wenn Sie es schaf­fen, die Per­spek­tive der anderen Per­son einzunehmen, kön­nen Sie bess­er einord­nen, woher das Ver­hal­ten kommt.

  1. Passt das Ver­hal­ten in die Gegen­wart? Gibt es einen passenden Grund, die das Ver­hal­ten recht­fer­tigt? Der Kon­text muss berück­sichtigt wer­den: Wenn etwas trau­ma­tis­ches passiert ist, sind extreme Hand­lun­gen völ­lig ver­ständlich — passiert das jedoch im gewohn­ten Umfeld unter sicheren Bedin­gun­gen, dann eher nicht
  2. Falls das Ver­hal­ten nicht in die Gegen­wart passt: Passt es irgend­wo in die Ver­gan­gen­heit? Wenn ja, zu welchem Alter in etwa? Ist das eher im Jugendlichenal­ter, als Schulkind, als Kleinkind oder gar als Baby?
  3. Falls das auch nichts passt, muss noch nach Trau­ma­tisierun­gen geschaut wer­den. Irgend ein Ereig­nis (oder mehrere) haben so heftige Reak­tio­nen aus­gelöst, dass das Unter­be­wusst­sein einen “Not­fallplan” aus­gelöst hat. Trau­ma­tisierte Anteile wer­den geschützt von anderen, da son­st zu viel Schmerz auf ein­mal aus­gelöst wer­den würde. Häu­fig wer­den Emo­tio­nen abges­pal­ten und stattdessen sind andere Ver­hal­tensweisen sicht­bar. Wenn zum Beispiel Trauer sehr stark war und nicht richtig ver­ar­beit­et wurde, kann diese abges­pal­ten wer­den. Somit wird diese in den entsprechen­den Sit­u­a­tio­nen nicht mehr gespürt. Stattdessen treten in dieses “Loch” jedoch andere Symp­tome, zum Beispiel starke Wut, emo­tionale Leere, Antrieb­slosigkeit usw. Sicht­bar ist also ein bes­timmtes Ver­hal­ten, dahin­ter steckt jedoch ein ganz anderes. Hier muss vor­sichtig umge­gan­gen wer­den, da schnell inten­sive Erleb­nisse aus­gelöst wer­den kön­nen.

Fazit

Das war jet­zt ganz viel The­o­rie über Kom­mu­nika­tion. Diese gibt einem schon ein­mal einen guten Überblick, was alles schief gehen kann und wie so manch­es zu erk­lären ist.

Zum The­ma “Bedürfnisori­en­tierte Kom­mu­nika­tion” wird es auch noch eigene Beträge geben. Ein Aspekt davon ist die Gewalt­freie Kom­mu­nikaiton — das ist dem entlehnt.

Bis zum näch­sten Beitrag 🙂

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Ich bin Systemischer Berater, mit (noch nicht abgeschlossener) Weiterbildung zum Systemischen Familientherapeuten. Ich bin nicht als Psychologischer Psychotherapeut, Arzt oder Psychiater ausgebildet.
Deshalb stehen in meinen Beratungen keine psychischen Krankheiten im Fokus. Ich betrachte Sie als Mensch, bei dem Krankheiten zwar vorkommen und Auswirkungen haben können, aber Ihr Leben ist mehr als nur Ihre Krankheit. Ihre Gefühle, Familie, Freunde, Umgebung, Bewältigungsstrategien, etc. – all das wirkt sich auf Sie aus. Der Fokus liegt also auf Ihnen als Ganzes und nicht nur auf einem bestimmten Aspekt Ihres Lebens.

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