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Manuel GelsenSystemisch leben

Systemisches Lexikon

Hier erfahren Sie von A bis Z alles über Systemisches Wissen
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Bedürfnisse

Sie sind die Basis all unseres Handelns. Wir können sie nicht messen, sie sind eher eine Abstraktion aus unseren körperlichen Prozessen.

Ein Bedürfnis zeigt an, wie reibungslos gerade ein bestimmter körperlicher / seelischer Prozess abläuft. Ist alles gut, ist das Bedürfnis erfüllt. Gibt es bei dem Prozess Schwierigkeiten, bzw. bahnen sich welche an, ist das Bedürfnis nicht gestillt und der Körper zeigt durch bestimmte Mechanismen wie körperlichen Reaktionen oder Emotionen, dass etwas getan werden muss. Damit könnten wir mit Hilfe bestimmter Strategien rechtzeigig eingreifen und die inneren Prozesse wieder reibungslos ablaufen lassen – wenn wir auf unsere körperlichen Signale hören und darauf reagieren.

Leider können wir uns unseren aktuellen Bedürfnis-Stand nicht nicht anzeigen lassen, wie bei einem Statusbericht eines Computerprogramms. Anhand der körperlichen Reaktionen müssen wir erahnen, welches Bedürfnis wohl gerade nicht erfüllt ist. Das lässt viel Interpretationsspielraum und sorgt gerne dafür, dass wir eine Strategie wählen, die gar nicht so passend ist, da wir das falsche Bedürfnis hinter den Symptomen vermutet haben. Das ist jedoch Erfahrungssache.

Was uns eher hindert, auf unsere Bedürfnisse zu hören, sind Glaubenssätze aus der Gesellschaft, die in bestimmten Situationen dem genau gegenüberstehen (z.B. „Gehe auch krank in die Arbeit, denn sonst denkt jeder, du seist schwach.“).

Wenn Bedürfnisse komplett ignoriert werden, hat das Konsequenzen. Was genau passiert, ist von Mensch zu Mensch und je nach Bedürfnis unterschiedlich.

  1. (leichter Mangel) Der Köper reagiert mit leichten körperlichen Symptomen oder Emotionen. Sie können noch leicht ignoriert werden.
  2. (Mangel wird stärker) Die Symptome werden stärker, es muss schon einiges an Energie investiert werden, dieses Bedürfnis zu unterdrücken. Jetzt wirkt sich das auch auf andere Bedürfnisse aus, da für diese nicht mehr genug Energie da ist
  3. (Mangel ist sehr stark) Dieser Mangel spielt eine zentrale Rolle, alles dreht sich nur noch um dieses Bedürfnis, dass es erfüllt wird. Das Unterbewusstsein versucht mit starken körperlichen Reaktionen, dass das Bedürfnis endlich erfüllt wird und die inneren Prozesse wieder normal laufen können.
  4. (Abspaltung) Betrifft eher seelische Bedürfnisse. Damit der Rest des Körpers weiter arbeiten kann, wird das Bedürfnis abgespalten und die Emotionen werden zurückgefahren. Das Fehlen dieses Bedürfnis wirkt sich jedoch trotzdem stark auf alles andere aus, da jetzt ein innerer Prozess sozusagen stillgelegt- und alle Alarmsignale deaktiviert wurden.

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Grenzen

Jedes System hat Grenzen. Es gibt Teile, die gehören zum System, andere Teile nicht. Ich gehöre z.B. zur Kernfamilie, Tante Trude jedoch nicht mehr. Sie steht im System der Kernfamilie außerhalb. Eventuell sieht das mein Papa anders, allerdings gibt es keine absolute Wahrheit. Siehe Konstruktivismus.

Optimale Grenzen

Zum Glück gibt es Grenzen. Sie sorgen dafür, dass wir unsere vorhandene Energie sinnvoll einsetzen können, ohne überfordert zu werden. Wenn wir für unsere Familie kochen, ist der Aufwand meist angemessen hoch, so dass wir nicht vollkommen überfordert sind und trotzdem alle Familienmitglieder genug zu essen bekommen. Bei einer optimalen Grenze akzeptiert jeder innerhalb und außerhalb des Systems in der derzeitigen Situation diese Grenze. Das heißt, sie ist weder zu weit weg, noch zu nah.

Zu weite Grenzen

Wenn wir unsere Grenze zu weit setzen oder gar keine vorhanden ist, sind wir schnell auf vielen Ebenen überfordert. Falls sich plötzlich mangels Abgrenzung der gesamte Ort eingeladen fühlt für ein Abendessen jeden Abend, wären wir schnell am Limit – sowohl finanziell, als auch physisch. Anders herum wollen andere vielleicht gar nicht dazu gehören, sind aber ohne deren Einwilligung darin.

Zu nahe Grenzen

Wenn die Grenze zu nah gesetzt ist, fühlen wir uns eingeschränkt. Vor allem, wenn es eine von außerhalb ist. Wir können nicht das tun, was wir eigentlich wollen. Als Kind kennen wir es sehr gut, unsere Eltern wollen uns einfach alles Mögliche nicht erlauben. (Auch wenn es sinnvoll ist, aber das verstehen wir in dem Moment vermutlich nicht, bzw. wollen es gar nicht verstehen). Wenn ich als Familienvater die Grenze ganz nah setze und jeden Tag nur für mich koche, werden die anderen Familienmitglieder vielleicht protestieren, da sie sich auch als Teil der Familie sehen.

Unangemessen starre Grenzen

Sie sehen sich auch als Familienmitglied, sie werden aber ausgeschlossen. Sie versuchen alles mögliche, aber nichts ändert sich. Unangemessen starre Grenzen lösen oft Familienmitglieder von der Familie aus, obwohl sich diese noch als Teil der Familie sehen.

Es gibt auch starre Grenzen, die angemessen sind. Die Grenze, nicht von einer Brücke zu springen, ist starr aber angemessen. Diese sind jedoch mit allen kommuniziert und berücksichtigt alle Bedürfnisse gleichberechtigt. Unangemessen starre Grenzen lassen oft Wut und Unzufriedenheit entstehen, da ein Veränderungswunsch da ist, jedoch nichts geändert wird.

Diffuse Grenzen

Wenn nicht klar ist, wo genau die Grenze verläuft und viele andere Personen im eigenen System involviert sind, ist diese diffus. Alles ist miteinander verstrickt und eine kleinste Änderung lässt gleich alle reagieren, da jeder bei jedem mitmischt. Es gibt keine Individuen mehr, sondern nur noch das WIR. Das geschieht gerne bei Paaren, die miteinander verschmelzen und nur noch alles zusammen machen oder auch bei Familien, wo die Hierarchien etwas verwoben sind.

Gleichgewicht

Systeme streben nach einem Gleichgewicht, in dem möglichst wenig Energie aufgewendet werden muss und absolut berechenbar ist. Damit sich etwas ändert, muss Energie hinzugefügt werden. Bei sozialen Systemen heißt das, alle Strategien der beteiligten Personen sind berechenbar und auch die darauf folgenden Strategien der anderen Personen führen wieder zu diesem Gleichgewicht.

Falls eine Person unzufrieden mit dem derzeitigen System ist, versucht sie es mit bestimmten Strategien zu einem neuen Gleichgewicht zu bringen.

Beispiel: Person A ist unzufrieden mit der Beziehung und teilt mit, dass sie Abends etwas anderes tun möchte als Fernsehr schauen. Person B beschwichtigt und meint, dass das schon immer so gemacht wurde und wenn sie unzufrieden ist, solle sie doch was anderes machen.

Person A möchte aber, dass Person B mitmacht und ändert deswegen erst einmal nichts. Eine Woche später geschieht wieder genau das gleiche…

Siehe Homöostase

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Hypothesen

Wir betrachten alles konstruktivistisch. Es gibt keine absolute Wahrheit und somit können wir nicht sagen, was richtig und was falsch ist. Können wir also keine Annahmen treffen? Doch, können wir. Wir können eine Hypothese bilden und diese gilt so lange, bis diese widerlegt ist.

Wir versuchen auch nicht, die Hypothese zu „verteidigen“, wenn es zu dieser Ungereihmtheiten gibt. Sondern wir stellen dann eine neue Hypothese auf, die besser passt.

Homöostase

Alle Personen in einem System streben normal nach einem Gleichgewicht. Dieses benötigt möglichst wenig Energie und es ist erwartbar, was geschehen wird.

Personen, die unzufrieden mit dem System sind, versuchen durch eine bestimmte Strategie den Zustand zu ändern. Durch Rückkopplung löst das auch eine Resonanz bei den anderen Personen aus, die entweder auch die Veränderung gut finden und mitmachen oder zufrieden mit dem derzeitigen System sind – und mit einer Strategie versuchen, das Gleichgewicht wieder herzustellen.

Wenn Konflikte nicht gelöst werden, bleibt ein System zwanghaft in einem Zustand und es muss sehr viel Energie aufgewendet werden, damit es in dem Zustand bleibt.

Beispiel: Person A ist unzufrieden mit der Beziehung und teilt mit, dass sie Abends etwas anderes tun möchte als Fernseher schauen. Person B ist mit dem derzeitigen Zustand aber zufrieden und sucht eine Strategie, dass sich nichts ändert. Eine Strategie wäre zu beschwichtigen, dass das schon immer so gemacht wurde. Mit der Zeit wird die Unzufriedenheit von Person A zunehmen und somit muss von Person B immer mehr Energie aufgebracht werden, damit dieses Gleichgewicht bestehen bleibt.

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Innere Teile

Ein innerer Konflikt entsteht, wenn verschiedene Teile in unserem Inneren miteinander interagieren. Diese Teile können abstrakte Konzepte, Emotionen oder sogar fiktive Wesen sein, die unsere inneren Zustände repräsentieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Teile in der realen Welt existieren oder nicht. Solange sie für uns stimmig sind, erfüllen sie ihren Zweck.

Die Modelle, die wir für diese inneren Teile verwenden, sind vielfältig und individuell. Sie können von Tierfiguren über magische Wesen bis hin zu abstrakten Symbolen reichen. Es gibt kein richtig oder falsch bei der Auswahl dieser Modelle. Die entscheidende Komponente ist die emotionale Verbindung, die wir zu diesen inneren Teilen aufbauen können. Sie ermöglicht es uns, die Kontrolle über den Verlauf des Konflikts zu behalten.

Es ist wichtig zu betonen, dass es nicht darum geht, eine objektive Wahrheit über unseren inneren Zustand zu finden, sondern vielmehr darum, dass wir eine persönliche Verbindung zu unseren inneren Konstrukten herstellen können, um Einfluss auf den Verlauf des Konflikts zu nehmen.

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Konstruktivismus

Es gibt keine absolute Wahrheit und jede Meinung ist gleichberechtigt.

Wir mögen alle das gleiche sehen – doch nimmt jeder Mensch seine Umgebung anderes wahr, fokussiert seine Wahrnehmung auf andere Elemente.

Wer hat Recht, wenn Person A sagt „Du bist so unordentlich“ und Person B „Ich bin gar nicht unordentlich“? Beide. Da es keine absolute Wahrheit gibt, gibt es auch keine eindeutige Antwort darauf. Selbst wenn es 100.000 Menschen gleich sehen und eine anders, ist das eine nicht „mehr wahr“ als das andere.

Und es ist in vielen Konflikten befreiend sagen zu können „Ja, das siehst du so. Ich sehe das jedoch anders“.

Konflikte

Jeder Mensch strebt nach einem Gleichgewicht der Systeme. Allerdings nur, solange diese mit den eigenen Zielen und Wünschen in Einklang geht. Wenn das nicht der Fall ist, wird durch bestimmte Strategien versucht, ein neues Gleichgewicht herzustellen, welches besser mit den eigenen Zielen und Wünschen harmonisiert.

Es kann jedoch sein, dass dank der Rückkopplung andere Personen diese Strategien wahrnimmt und den derzeitigen Zustand behalten möchte. Dann kommt es zu einem Konflikt. Es gibt in dem Fall zwei unterschiedliche Bedürfnisse und jetzt muss ein Weg gefunden werden, dass dieser Konflikt beseitigt wird. Aus eigener Perspektive gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Beschwichtigen / Seine Ziele hinten anstellen: Das löst zwar kurzfristig den Konflikt, sorgt jedoch dafür, dass der gleiche Konflikt in Zukunft nochmals kommen wird – nächstes mal jedoch nur stärker.
  • Beschuldigen / Angreifen: Seine Ziele vehement verteidigen und nicht auf den anderen reagieren. Eventuell kann so das eigene Ziel umgesetzt werden, jedoch auf Kosten von der Beziehung zur anderen Person. Und so wird der Konflikt nur verlagert auf das nächste mal und das umso stärker, da dann der heutige und zukünftige Konflikt zu Tage kommt.
  • Rationalisieren: Die eigenen und anderen Ziele sind unwichtig, stattdessen wird nur auf ein rein rationales Ziel geschaut. Beispiel: Der Konflikt wird nur darauf eingegangen, was gesagt wird, nicht auf den Grund hinter dem Konflikt.
  • Fliehen: Wenn ein Konflikt ansteht, nicht hinschauen, sondern etwas anderes machen. Das löst zwar nicht den Konflikt, tut aber für einen Augenblick nicht weh. Dafür in Zukunft umso stärker.
  • Die nachhaltige Variante: Den Konflikt ganzheitlich lösen. Es werden die eigenen und anderen Bedürfnisse gleichberechtigt berücksichtigt und eine Strategie gesucht, die beide besser berücksichtigt. Falls diese nicht optimal ist, wird sie angepasst, bis sie besser passt.
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Rückkopplung

Alle Elemente in einem System sind miteinander verbunden. Das heißt wenn ein Element eine Aktion ausführt, wird das oft Auswirkungen auf die anderen Elemente haben. Und die Reaktionen der anderen wirken sich wiederum auf den Ursprung aus. Das ist die Rückkopplung.

Beispiel Billardtisch: Wenn Sie mit der weißen Kugel auf alle neu aufgestellten Kugeln spielen, werden sich dadurch viele Kugeln bewegen und durch den begrenzen Platz werden diese anderen Kugeln die weiße Kugel berühren und die eigentliche Bahn verändern. Es ist nicht / nur schwer vorhersehbar, wo genau alle Kugeln am Ende landen werden, da alle Kugeln aufeinander einwirken.

Ein anderes Beispiel: Wenn Sie eine andere Mauer anschreien, wird nichts passieren, die Wand hat keinen Einfluss auf Ihr schreien. Da gibt es keine Rückkopplung. Wenn Sie stattdessen eine andere Person anschreien, wird diese irgendwie auf Ihr Anschreien reagieren. Eventuell schreit sie auch zurück. Und Sie wiederum reagieren auf das Anschreien der anderen Person.

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Sicherheit

Sicherheit ist der Gegenpol zu der Veränderung und zählt zu den Grundbedürfnissen. Sie sorgt für die Rahmenbedingungen, dass keine zu großen Veränderungen eintreten, welche die eigene Stabilität ins Wanken bringen könnten.

Sicherheit hat viel mit Grenzen zu tun – bildlich betrachtet sorgt sie dafür, dass gar nicht erst so viele gewaltvolle Veränderungen an der Grenze ankommen und dort Schaden anrichten können.

Im Leben ist Sicherheit sehr wichtig. Ist sie nicht vorhanden, sind wir durchgehend großen Veränderungen ausgesetzt, mit welchen wir nicht zurecht kommen, wodurch wir uns schnell ohnmächtig und hilflos fühlen. Durch eine hohe Sicherheit, also passende Rahmenbedingungen, können wir unsere Energie auf andere Teile unseres Lebens setzen.

In der Kindheit ist man davon abhängig, dass die Sicherheit von den Eltern kommt. Falls sie das nicht ausreichend erfüllen können, muss man als Kind selbst für seine Sicherheit sorgen und wird mit kindlichen Strategien versuchen, seine Grenzen zu bewahren. Das können Strategien wie (körperliche / seelische) Gewalt sein, Verdrängen des Problems, Beschwichtigen der Situation, usw. Diese Strategien haben dann jedoch hohe Kosten, z.B. sozialer Ausgrenzung bei Gewalt.

Erwachsene Personen, die als Kind selbst für ihre Sicherheit verantwortlich waren, werden ohne Reflexion des Verhaltens auch im Erwachsenenalter die gleichen Strategien weiter verwenden, obwohl es gar nicht mehr notwendig ist. Die andere Person nicht zu Wort kommen lassen oder immer unterbrechen, kann so eine Strategie sein. Wenn diese Muster erkannt werden, können diese durch bewusste Verhaltensänderungen überwunden werden.

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Stabilität

Stabilität ist der Gegenpol zu der Veränderung und zählt zu den Grundbedürfnissen.

Diese hat viel mit Grenzen zu tun – bildlich betrachtet ist diese das Material der eigenen Grenze, mit der ungewollte Veränderungen von außen eintreten. Z.B. könnte man eine stabile Grenze als festen Steinwall vorstellen, eine sehr instabile als eine undichte Mauer aus Stroh.

Stabilität ist sehr wichtig im Leben: Ist diese nicht vorhanden, wird eine ganz kleine Veränderung schon große Auswirkungen, mit der wir uns ohnmächtig und hilflos fühlen. Wenn wir eine hohe Stabilität besitzen, haben wir ausreichend viele unterschiedliche Strategien zur Verfügung, damit wir unsere Bedürfnisse auch bei vielen Veränderungen passend erfüllen können.

In der Kindheit kann man sich die Stabilität noch nicht selber aufbauen – da ist man darauf angewiesen, dass einem die Eltern diese geben. Wenn sie diese Aufgabe nicht ausreichend erfüllen können, ist das Kind selbst für seine Stabilität verantwortlich und muss mit seinen kindlichen Strategien versuchen, Überforderung und Hilflosigkeit zu überwinden. Das können Strategien wie Verdrängen des Problems, Abspalten der Emotionen, Beschwichtigen der Situation, usw. sein und sich auch stark auf andere Lebensbereiche auswirken.

Erwachsene Personen, die als Kind selbst für ihre Stabilität verantwortlich waren, haben häufig auch als Erwachsene Angst vor Veränderungen und bleiben lieber im Gewohnten und bekannten, obwohl eine Veränderung vielleicht angebrachter gewesen wäre.

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Systemtheorie

Gibt es eine Formel, bzw. Regel, die das Verhalten aller erdenklichen Systeme beschreibt? Sozusagen die Formel aller Formeln? Dieser Frage ging Niklas Luhmann nach und hat die Systemtheorie damit stark voran gebracht.
Diese setzt stark auf den Unterschied zwischen System und Umwelt. Das System ist das, in dem ein eigener Einfluss möglich ist und Regeln gesetzt werden können. Und Umwelt ist alles andere, außerhalb. Dazwischen befindet sich eine Grenze. Und diese Grenzen werden von den Systemen selbst definiert, nicht von außen.
Allgemein ist das Thema sehr komplex und es schon viele Menschen gibt, die dieses Thema bereits versucht haben leicht darzustellen, wird hier gleich auf deren Werke verwiesen.

Weiterführende Beiträge

Systemisch

Wenn etwas systemisch betrachtet wird, verlassen wir unsere meist wertende Wahrnehmung und betrachten alles als Systeme. Oft bewerten wir gleichzeitig das Wahrgenommene, das wird hier unterlassen. Wir beschreiben unsere Eindrücke so, als ob ein Erzähler in einem Film gerade beschreibt, was passiert — absolut neutral und ohne Wertung. Anstatt grobe Eigenschaften zu beschreiben, die sehr subjektiv sind (groß / klein, dick / dünn, schön / hässlich, usw. ), liegt der Fokus auf den Aktionen / Strategien.

Beispiel

  • So nicht: „Der Typ ist voll der Narzisst.“
  • Eher so: „Der Mann kam auf mich zu und hat mir Faulheit und Arroganz vorgeworfen. Das hat mich wütend gemacht, da mir Respekt zu anderen Personen wichtig ist…“
  • So nicht: „Jetzt verhalte dich doch endlich normal.“
  • Eher so: „Du bist gerade sehr laut und schreist sehr viel. Das stresst mich sehr, da ich gerade einen klaren Kopf brauche und mich dadurch nicht konzentrieren kann…“

Dies ist gerade angelehnt an der Gewaltfreien Kommunikation. Diese ist wunderbar geeignet, die verschiedenen Systeme und dahinterliegenden Erwartungen / Ziele aufzudecken. Was haben wir hier aufgedeckt?

  • Die Erwartungen der jeweiligen Personen an das derzeitige System
  • Die Strategien, die angewendet werden
  • Die Auswirkungen des Verhaltens in diesem System

Systeme

Ein System besteht aus Elementen, die miteinander agieren und in Beziehung zueinander sind. Und das Agieren der Elemente wirkt sich wegen der Rückkopplung auf die anderen Elemente aus.

Aufbau

Ein System besteht aus Elementen, die zueinander in Beziehung stehen und somit auch Wechselwirken können. Nach außen gibt es Grenzen. Durch diese ist definiert, was zu dem System dazugehört und was nicht. Manchmal ist diese Grenze nur sehr schwammig, so dass nicht genau klar ist, wer zu dem System dazugehört und wer nicht.

Wichtig: Nicht was für Element im System zu finden sind ist interessant, sondern wie diese miteinander wechelwirken. Ob die Beziehung zum Vater oder zur Mutter sehr distanziert ist, spielt keine überragende Rolle. Viel relevanter ist hier, dass es überhaupt eine starke und distanzierte Beziehung gibt und wie sich diese auswirkt.

Arten von Systemen

Es gibt berechenbare und unberechenbare Systeme.

Bei berechenbaren Systemen kann im Voraus bestimmt werden, wie der Zustand nach einer bestimmten Aktion ist. Ein Haufen mit Steinen ist absolut berechenbar, hier sind alle Aktionen gut berechenbar, wenn etwas passiert. Da die Steine kaum miteinander in Interaktion sind (maximal, wenn Stein A auf Stein B fällt) kann schnell alles mögliche bestimmt werden.

Hier interessieren wir uns für die nicht berechenbaren System, d.h. wo nicht im Voraus gesagt werden kann, wie der Zustand des Systems nach einem bestimmten Ereignis sein wird, da durch Rückkopplung das Verhalten der Elemente immer beeinflusst wird.

Ebenen

Je nachdem, was uns gerade interessiert, können wir uns unterschiedliche Ebenen von Systemen anschauen. Am leichtesten verständlich sind allgemeine, soziale Systeme wie die Familie, Arbeit usw.

Manchmal reicht das jedoch nicht aus, vor allem wenn sich Verhaltensmuster aus der Vergangenheit abspielen. Dann sind oft auch viele Gefühle usw. mit dabei. In diesem Fall ist es vielleicht notwendig, sich die inneren Teile anzuschauen.

Hier wird betrachtet, wie die Gefühle, Erfahrungen, usw. miteinander interagieren und was diese für eine Auswirkung auf die oberen Ebenen haben.

Strategie

Wir haben Bedürfnisse. Und damit diese erfüllt werden können, wenden wir Strategien an. Strategien sind immer Aktionen, die ausgeführt werden können. Wenn Sie Hunger haben, ist Ihre Strategie eventuell „Nudeln kochen und dann essen“ oder „Essen bestellen und dann essen“. Auf ein Bedürfnis gibt es immer viele Strategien, die dieses erfüllen können. Manche sind sehr effektiv und manche erfüllen vielleicht ein Bedürfnis, ziehen aber viele andere in Mitleidenschaft.

Oft verwechseln wir jedoch Strategien und Bedürfnisse. „Wenn ich nicht regelmäßig joggen gehen kann, wird es mir richtig schlecht gehen.“. Joggen ist eine Strategie. Eventuell eine sehr gute, die viele Bedürfnisse abdeckt. Aber es gibt immer auch andere Strategien, die das auch können.

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Veränderung

Veränderung ist der Gegenpol zur Stabilität.

Im Gegensatz zum Wandel, ist Veränderung eher kurzfristiger und besser messbar. Während der Lebenswandel eher den gesamten Prozess bis zum Erreichen eines langfristigen Ziels definiert, ist Veränderung sichbarer. Sie können z.B. einzelne Verhaltensweisen ändern (Veränderung), um langfristig gelassenener und Entspannter zu sein (Wandel).

Veränderung gehört zu unserem Leben mit dazu. Von der Geburt, über den ersten Besuch im Kindergarten, erster Schultag, im Privaten der erste Partner / die erste Partnerin, usw. Veränderung ist ein Teil unseres Lebens und sorgen dafür, dass wir uns auf neue Situationen anpassen können. Wären wir das nicht, würde es vermutlich die Menschheit so gar nicht geben.

Als Individuum ermöglicht uns die Veränderung, dass wir alte Gewohnheiten loslassen können, um somit neues zu erreichen, was davor nicht möglich gewesen ist.

Schwer wird es nur, wenn zu viel Veränderung gleichzeitig eintritt: Dann lässt uns diese hilflos werden. Wenn das in der Kindheit passiert, übernehmen wir die HIlflosigkeit in das Erwachsenenalter und haben Angst vor Veränderung, obwohl diese von außen betrachtet unbegründet wäre. Wenn wir überfordert sind und nicht mehr genau wissen, wo oben und unten ist, dann ist Stabilität sinnvoll. Dafür ist es gut zu wissen, was einem Kraft gibt, Stabilität und Energie. Denn sobald diese ausreichend vorhanden sind, können wir die Veränderungen gestalten. Bildlich betrachtet, können wir den Wind nicht steuern, aber die Segel so setzen, dass wir am Ende doch am Ziel ankommen. So ist es auch mit Veränderungen, wenn diese uns nicht gerade überrollen.

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Mehr über Veränderung vs. Stabilität.

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Wandel

Wandel ist der Gegenpol zur Stabilität. Im Gegensatz zur Veränderung, ist der Wandel ein langfristiger Prozess und das Ziel nicht direkt messbar. Dieses liegt in der Zukunft und ist sehr abstrakt. „Ich möchte einen gesunden Lebensstil haben“ ist ein Ziel, welches einen Wandel beschreibt, während die Veränderungen die konkreten Schritte sind, z.B. „jeden Tag morgens Frühstücken„, „jeden Tag joggen gehen„, usw.

Ein Lebenswandel findet durchgehend statt: Sie sind jetzt vom Verhalten her eine ganz andere Person als Sie als Kind oder junger Erwachsener gewesen sind. Und als RentnerIn werden Sie anders sein, als mit Mitte 30. Der Lebenswandel ist die Summe der kleinen Entscheidungen, etwas im Leben geringfügig anders zu machen.

Einige Menschen möchten einen Lebenswandel haben und diesen innerhalb eines Tages umsetzen „Ab jetzt werde ich mich nur noch gesund ernähren und jeden Tag Sport machen“ . Das funktioniert häufig nicht, da das Unterbewusstsein noch immer in den alten Mustern steckt und sehr schnell die vielen Änderungen überfordernd werden. In diesem Fall hilft es nur, Schritt für Schritt jede Veränderung einzeln anzugehen. Dann übernimmt das Unterbewusstsein die Veränderungen und wird nicht mehr aus seinem Rhythmus herausgebracht.

Andere Menschen möchten einen Lebenswandel haben, sich dafür aber nicht verändern „Wenn ich nur selbstbewusster wäre, dann würde ich XYZ machen“. Aber wie soll sich etwas ändern, wenn alles gleich bleibt…? Hier kann man nur schauen, was die Gründe sind, dass keine Veränderungen gemacht werden sollen und diese ausräumen.

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