Die Grundlage unseres Seins
Was sind meine Bedürfnisse?

Es ist oft schw­er, die eige­nen Bedürfnisse klar zu erken­nen, beson­ders im hek­tis­chen All­t­ag. Wann haben Sie sich zum Beispiel zulet­zt die Frage gestellt „Was brauche ich wirk­lich?“? Und warum vergessen wir oft, auf unsere eige­nen Bedürfnisse zu hören?<br> Näh­ern wir uns dem The­ma an.

Beitrag erstellt: 25.7.2023 | Zuletzt modifiziert: 1.9.2024

Sie ken­nen es sich­er: Sie sind auf Arbeit, sind gestresst ohne Ende und am Ende kommt noch der Chef und möchte wieder, dass Sie “mal noch schnell” etwas erledi­gen. Oder dass die Fam­i­lie zu Hause vor­beikommt, obwohl Sie über­haupt keine Lust darauf haben.

Andere Sachen wiederum machen Sie total gerne, eventuell mit Fre­un­den tre­f­fen, Sport treiben, Serien schauen,… Was hat das alles gemein­sam?

Über­all geht es um Ihre Bedürfnisse. Und egal was Sie tun, Sie entschei­den sich immer (wom­öglich unter­be­wusst) für einen Weg, bei dem min­destens ein Bedürf­nis erfüllt wird. Oft müssen Sie zwis­chen vie­len Bedürfnis­sen abwä­gen und dann entschei­den, was ger­ade am Besten passt. Selb­st wenn Sie die Steuerk­lärung machen, auf die Sie keine Lust haben, da diese nur Energie kostet, gibt es ein kleines Bedürf­nis, das Sie dazu bringt, diese doch zu tun. Möglicher­weise das der Ruhe, damit Sie Ihre Energie endlich für anderes bere­it­stellen kön­nen, ohne immer darüber nach­denken zu müssen.

Der “Fluch” der bedürfnisfernen Gesellschaft

Im Laufe unseres Lebens haben wir lei­der ver­lernt, auf unsere Bedürfnisse zu hören. Als Baby und als Kind wussten wir noch genau, wenn etwas nicht gepasst hat und woll­ten unsere Bedürfnisse zu 100% ein­fordern. Damals kon­nten wir es noch nicht und haben damit unseren Eltern mit­geteilt, dass wir etwas von ihnen brauchen.

Mit zunehmen­dem Alter kam zwar mehr selb­st­ständigkeit, gle­ichzeit­ig lei­der auch immer mehr Erwartun­gen von außen, welche nicht mit den eige­nen Bedürfnis­sen kom­pat­i­bel sind. Diese sind eingepackt in Sätze wie fol­gende:

  • “Du musst immer stark sein”
  • “Du musst noch XY erledi­gen”
  • “Ich muss heute noch aufräu­men”

Diese Sätze sind in eini­gen Sit­u­a­tio­nen auch gut und sin­nvoll — in anderen Sit­u­a­tio­nen rauben diese einem jedoch die Energie und machen einen sehr unzufrieden. Wir haben oft nicht gel­ernt, dass wir nicht immer nur funk­tion­ieren kön­nen, son­dern auch Auszeit­en brauchen, an denen wir nur Sachen machen, die uns gut tun. Von uns wird ein­fach erwartet, dass wir immer, zu 100%, funk­tion­ieren. Das funk­tion­iert nicht.

Faz­it: Viele gesellschaftlichen Nor­men haben lei­der dazu geführt, dass wir uns nicht richtig über unsere Bedürfnisse bewusst sind.

Was passiert, wenn wir unsere Bedürfnisse ignorieren?

Unser Kör­p­er teilt uns auch sehr schnell mit, wenn uns etwas zu viel wird, reduziert die Energie für die (aus Bedürfnis­sicht) nicht guten Sachen und reagiert mit (Kopf-)Schmerzen, wenn etwas kom­plett über­lastet ist. Wenn wir jedoch die Sig­nale unseres Kör­pers ignori­eren, muss unser Kör­p­er uns dann erst sprich­wörtlich mit Schmerzen und Unwohl­sein anschreien, damit wir wahrnehmen, dass etwas nicht passt.

Wenn wir unseren eige­nen Bedürfnis­sen nicht nachgeben, spüren wir irgend­wann Symp­tome wie Kopf- und Glieder­schmerzen, Angeschla­gen­heit, Herzrasen, usw. Depres­sio­nen sind ein Indika­tor dafür, dass man in Ver­gan­gen­heit sehr lange seine eige­nen Bedürfnisse ver­nach­läs­sigt hat und der Kör­p­er deshalb die Energie drastisch senkt, damit man keine Energie mehr für die schädlichen Ver­hal­tensweisen hat und diese been­det.

Was können wir tun, damit es uns besser geht?

Die Lösung klingt ein­fach und ist teil­weise ver­dammt schwierig umzuset­zen: Wir müssen auf unsere eige­nen Bedürfnisse hören und auf diese einge­hen. Natür­lich kön­nen wir Bedürfnisse nicht immer, sofort erfüllen. Jed­er ken­nt es, der im Auto sitzt und dann drin­gend aufs Klo muss. Dem Bedürf­nis wollen wir ver­ständlicher­weise erst nachge­hen, sobald wir auf ein­er Toi­lette sind und nicht sofort im Auto. Ignori­eren soll­ten wir das Bedürfniss jedoch nicht, denn irgend­wann kann man es nicht mehr hin­auszögern.
Und so ist es für jedes andere Bedürf­nis auch: Wir kön­nen es für einen gewis­sen Zeitraum unter­drück­en und dieses später erfüllen, wenn die Zeit passender ist. Aber ignori­eren soll­ten wir es nicht.

Woran erkenne ich, was meine Bedürfnisse sind?

The­o­retisch ist es ver­dammt ein­fach: Höre auf deinen Kör­p­er und deine Emo­tio­nen — die teilen dir mit, was gut für dich ist.
Falls Sie von klein auf gel­ernt haben, zu funk­tion­ieren und die Sig­nale des Kör­pers zu ignori­eren, begin­nt eine schöne “Reise”. Sie dür­fen ler­nen, wie als Kind wieder auf Ihre Bedürfnisse zu hören und auch für diese einzuste­hen. Das wirkt am Anfang vielle­icht ori­en­tierun­s­los und Sie wis­sen noch noch nicht, wohin das führt. Aber ich ver­spreche Ihnen: Das wird Ihnen gut­tun. Falls Sie dadurch anfan­gen, im Wald zu spazieren, eine Stunde lang den Vögeln zuhören oder nur im Bett liegen — Glück­wun­sch: Egal, es muss nicht sin­nvoll sein, aber Sie hören auf Ihre Bedürfnisse.

  • Bedürfnisse
  • Emotionen
  • Glaubenssätze

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