Das Logo
Manuel GelsenSystemisch leben
Photo KI-Generiert mit Dall-E

Was sind meine Bedürfnisse?

Sie kennen es sicher: Sie sind auf Arbeit, sind gestresst ohne Ende und am Ende kommt noch der Chef und möchte wieder, dass Sie „mal noch schnell“ etwas erledigen. Oder dass die Familie zu Hause vorbeikommt, obwohl Sie überhaupt keine Lust darauf haben.

Andere Sachen wiederum machen Sie total gerne, eventuell mit Freunden treffen, Sport treiben, Serien schauen,… Was hat das alles gemeinsam?

Überall geht es um Ihre Bedürfnisse. Und egal was Sie tun, Sie entscheiden sich immer (womöglich unterbewusst) für einen Weg, bei dem mindestens ein Bedürfnis erfüllt wird. Oft müssen Sie zwischen vielen Bedürfnissen abwägen und dann entscheiden, was gerade am Besten passt. Selbst wenn Sie die Steuerklärung machen, auf die Sie keine Lust haben, da diese nur Energie kostet, gibt es ein kleines Bedürfnis, das Sie dazu bringt, diese doch zu tun. Möglicherweise das der Ruhe, damit Sie Ihre Energie endlich für anderes bereitstellen können, ohne immer darüber nachdenken zu müssen.

Der „Fluch“ der bedürfnisfernen Gesellschaft

Im Laufe unseres Lebens haben wir leider verlernt, auf unsere Bedürfnisse zu hören. Als Baby und als Kind wussten wir noch genau, wenn etwas nicht gepasst hat und wollten unsere Bedürfnisse zu 100% einfordern. Damals konnten wir es noch nicht und haben damit unseren Eltern mitgeteilt, dass wir etwas von ihnen brauchen.

Mit zunehmendem Alter kam zwar mehr selbstständigkeit, gleichzeitig leider auch immer mehr Erwartungen von außen, welche nicht mit den eigenen Bedürfnissen kompatibel sind. Diese sind eingepackt in Sätze wie folgende:

  • „Du musst immer stark sein“
  • „Du musst noch XY erledigen“
  • „Ich muss heute noch aufräumen“

Diese Sätze sind in einigen Situationen auch gut und sinnvoll — in anderen Situationen rauben diese einem jedoch die Energie und machen einen sehr unzufrieden. Wir haben oft nicht gelernt, dass wir nicht immer nur funktionieren können, sondern auch Auszeiten brauchen, an denen wir nur Sachen machen, die uns gut tun. Von uns wird einfach erwartet, dass wir immer, zu 100%, funktionieren. Das funktioniert nicht.

Fazit: Viele gesellschaftlichen Normen haben leider dazu geführt, dass wir uns nicht richtig über unsere Bedürfnisse bewusst sind.

Was passiert, wenn wir unsere Bedürfnisse ignorieren?

Unser Körper teilt uns auch sehr schnell mit, wenn uns etwas zu viel wird, reduziert die Energie für die (aus Bedürfnissicht) nicht guten Sachen und reagiert mit (Kopf-)Schmerzen, wenn etwas komplett überlastet ist. Wenn wir jedoch die Signale unseres Körpers ignorieren, muss unser Körper uns dann erst sprichwörtlich mit Schmerzen und Unwohlsein anschreien, damit wir wahrnehmen, dass etwas nicht passt.

Wenn wir unseren eigenen Bedürfnissen nicht nachgeben, spüren wir irgendwann Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Angeschlagenheit, Herzrasen, usw. Depressionen sind ein Indikator dafür, dass man in Vergangenheit sehr lange seine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt hat und der Körper deshalb die Energie drastisch senkt, damit man keine Energie mehr für die schädlichen Verhaltensweisen hat und diese beendet.

Was können wir tun, damit es uns besser geht?

Die Lösung klingt einfach und ist teilweise verdammt schwierig umzusetzen: Wir müssen auf unsere eigenen Bedürfnisse hören und auf diese eingehen. Natürlich können wir Bedürfnisse nicht immer, sofort erfüllen. Jeder kennt es, der im Auto sitzt und dann dringend aufs Klo muss. Dem Bedürfnis wollen wir verständlicherweise erst nachgehen, sobald wir auf einer Toilette sind und nicht sofort im Auto. Ignorieren sollten wir das Bedürfniss jedoch nicht, denn irgendwann kann man es nicht mehr hinauszögern.
Und so ist es für jedes andere Bedürfnis auch: Wir können es für einen gewissen Zeitraum unterdrücken und dieses später erfüllen, wenn die Zeit passender ist. Aber ignorieren sollten wir es nicht.

Woran erkenne ich, was meine Bedürfnisse sind?

Theoretisch ist es verdammt einfach: Höre auf deinen Körper und deine Emotionen — die teilen dir mit, was gut für dich ist.
Falls Sie von klein auf gelernt haben, zu funktionieren und die Signale des Körpers zu ignorieren, beginnt eine schöne „Reise“. Sie dürfen lernen, wie als Kind wieder auf Ihre Bedürfnisse zu hören und auch für diese einzustehen. Das wirkt am Anfang vielleicht orientierunslos und Sie wissen noch noch nicht, wohin das führt. Aber ich verspreche Ihnen: Das wird Ihnen guttun. Falls Sie dadurch anfangen, im Wald zu spazieren, eine Stunde lang den Vögeln zuhören oder nur im Bett liegen — Glückwunsch: Egal, es muss nicht sinnvoll sein, aber Sie hören auf Ihre Bedürfnisse.

  • Bedürfnisse
  • Emotionen
  • Glaubenssätze
Von Manuel Gelsen, 25.7.2023
Zuletzt modifiziert: 25.7.2023

Kommentare

Kommentare werden geladen...
Disclaimer

Bitte beachten Sie, dass die Beiträge nur meine Sichtweise wiederspiegeln und ich keine Wissenschaftliche Korrektheit garantieren kann.
Sollten Sie Ideen und Anleitungen von mir umzusetzen, liegt das in Ihrer eigenen Verantwortung, nicht in meiner.

Meine Beiträge und Beratungen sind keine Ersatzleistung für medizinische, psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlungen. Wenn Sie unter schwerwiegenden psychischen oder emotionalen Problemen leiden, empfehle ich Ihnen dringend, dass Sie sich an einen qualifizierten Therapeuten, Psychiater oder Arzt wenden.

Ich bin Systemischer Berater, befinde mich derzeit in Weiterbildung zum Systemischen Familientherapeuten, somit bin ich nicht als Psychologischer Psychotherapeut, Arzt oder Psychiater ausgebildet.
In Beratungen stehen psychische Krankheiten deshalb bei mir nicht im Fokus. Ich betrachte Sie als Mensch, bei dem Krankheiten zwar vorkommen und Auswirkungen haben können, aber Ihr Leben ist mehr als nur Ihre Krankheit. Ihre Gefühle, Familie, Freunde, Umgebung, Bewältigungsstrategien, etc. – all das wirkt sich auf Sie aus. Der Fokus liegt also auf Ihnen als Ganzes und nicht nur auf einem bestimmten Aspekt Ihres Lebens.

Empfehlungen

Systemische Welt - der Blog
Der Blog mit wissenswerten, systemischen Themen
Systemisches Lexikon
Alles, was Sie über Systeme wissen müssen
Ein strudelförmiges System
Was heißt Systemisch?
Wenn Sie Ihr Leben als System betrachten